Rundfunkgeschichte vom 30. Juli
Ganz hoch hinaus wollen die polnischen Rundfunkmacher: Sie bauen das höchste Bauwerk der Welt, einen 646,38 Meter hohe Sendemast in Konstantynów, der auch Radio-Warschau-Mast genannt wird. Am 30. Juli 1974 wird er eingeweiht. Der Sender strahlt das 1. Programm des Polnischen Radios auf Langwelle 227 kHz aus, kann bis nach Kasachstan, Irak, Iran und in fast ganz Europa empfangen werden. Doch nichts hält ewig: Am 08. August 1991 um genau 19.10 Uhr gibt es einen gewaltigen Krach – der Turm stürzt ein. 15 Sekunden dauert es, dann ist der Turm nur noch ein Gewirr aus Stahlträgern, Seilen und Kabeln.
Was ist geschehen? Bei einer Reparaturmaßnahme löst sich eines von zwei montierten Hilfsseilen aus seiner Verankerung. Das zweite Seil reißt daraufhin, weil die zusätzliche Last zu groß ist. Der obere Teil des Mastes bricht auseinander und stürzt auf die unteren Teile, die ebenfalls nachgeben und zu Boden krachen. Eine Untersuchung ergibt, dass die Instandhaltung des Sendemastes mangelhaft war. Das höchste Bauwerk der Welt ist schlicht vernachlässigt worden. So konnte das Versagen eines einzigen schadhaften Teiles zu einer Kettenreaktion führen, die die gesamte Konstruktion zerstörte.
Auch ohne das Unglück wäre der Mast heute nur noch das zweithöchste Gebäude der Welt: Der Burj Khalifa in Dubai ist höher, seit dem 19. Mai 2008, an dem er 649,70 Meter erreichte. Acht Monate später waren die Bauarbeiten abgeschlossen und der Turm 829,80 Meter hoch.