Rundfunkgeschichte vom 28. März
Es ist das erste Privatradio in Großbritannien und für die Entwicklung der Popmusik von zentraler Bedeutung: Radio Caroline. Gegründet wird es 1964 von dem irischen Musikproduzenten Ronan O’Rahilly als Piratensender. Gesendet wird von einem Schiff aus, der „Fredericia“, ohne irgendeine Lizenz. Das Schiff ankert drei Meilen vor Essex in der Nordsee, denn drei Meilen vor der Küste gilt auf einem Schiff das Recht des jeweiligen Landes, unter dessen Flagge es fährt. Auf der „Fredericia“ befindet sich ein Mittelwellensender mit 10 kW Leistung.
Den Sendebetrieb startet die illegale Truppe am Karsamstag 1964. Die beiden DJs Chris Moore und Simon Dee gingen mit den Worten auf Sendung: „This is Radio Caroline on 199, your all day music station!“ Der erste Song ist „Not Fade Away“ der Rolling Stones. Die ersten Sendungen der Radiopiraten sind seltsam und amateurhaft – aber sie kommen an! Für die britische Bevölkerung ist es etwas völlig Neues, durchgehend Musik hören zu können. Es werden bei Radio Caroline keine Reden übertragen, keine Vorträge, es gibt keine langatmigen Gartentipps oder Kochrezepte. Man nimmt an, dass im Herbst 1964 mehr Menschen den Piratensender gehört haben als die drei BBC-Programme zusammen. Bands wie „The Who“ oder „Status Quo“ werden erst durch die Piratenfunker bekanntgemacht, vorher gibt es für sie kein Medium, das ihre Musik ausstrahlt.
Wie es an Bord zugeht, kann man erahnen, wenn man den Film „Radio Rock Revolution“ sieht, der als Vorlage Radio Caroline hat. Mehrmals muss der Sender den Betrieb einstellen – mal wegen staatlicher Eingriffe, mal wegen der rauen See. Bis 1990 wird von verschiedenen Schiffen aus gesendet, später dann über Satellit, heute über Webradio.