Rundfunkgeschichte vom 23. Januar
Es ist neblig vor Nantucket, der Atlantik-Insel des US-Bundesstaates Massachusetts südlich von Cape Cod, als am 23. Januar 1909 das britische Passagierschiff RMS „Republic“ von dem italienischen Dampfer „Florida“ gerammt wird. Die „Republic“ wird an der Backbordseite bis in Höhe der Passagierkabinen beschädigt und die Maschinen- und Kesselräume laufen voll.
Auf beiden Schiffen kommen jeweils drei Menschen ums Leben, durch die beim Aufprall erlittenen Verletzungen. Dass es nicht sehr viel mehr Tote gegeben hat, liegt daran, dass die „Republic“ einen Notruf sendet. Der Funkspruch lautet vollständig: „CQD! An alle! Seenot! Republic von unbekanntem Dampfer 26 Seemeilen südwestlich von Nantucket gerammt.“ Und als Zusatz: „Brauchen dringend Hilfe.“ Mit dem Morsezeichen CQD ist zum ersten Mal ein ferntelegrafischer Notruf abgesetzt worden.
Zwar wird das CQD von verschiedenen Schiffen empfangen, es ist jedoch schwierig, das Schiff in dem dichten Nebel zu finden. Die „Republic“ kann sich noch 39 Stunden über Wasser halten, alle 1500 Menschen von Bord der beiden Havaristen werden von den über Funk herbeigerufenen Schiffen aufgenommen. Bis heute zählt dieser Personentransfer auf offener See zu den größten Rettungsaktionen, die je stattgefunden haben. In den Zeitungen werden lange Berichte verfasst, es ist ein Medienereignis.
Es hat sich gezeigt, wie wichtig Notrufe sind. Ab 1904 gilt das Notsignal CQD. Schon 1906 wird der Internationale Funkentelegraphen-Vertrag unterzeichnet, mit einer Vereinbarung über ein international einheitliches Seenotzeichen, nämlich SOS. Das Morsezeichen drei kurz, drei lang, drei kurz soll unmissverständlich sein und Funkwachen in aller Welt über ein Schiff in Seenot alarmieren. Bis zur einheitlichen Anwendung des Hilferufs vergehen aber noch viele Jahre.