Rundfunkgeschichte vom 22. Mai
Am 22. Mai 1922 wird die Deutsche Stunde gegründet. Sie beantragt sofort eine Sendegenehmigung bei der Reichspost. Nach dem Gesellschaftsvertrag ist die Aufgabe der Deutschen Stunde „die gemeinnützige Veranstaltung von öffentlichen Konzerten und Vorträgen, belehrenden, unterhaltenden sowie alle weitere Kreise der Bevölkerung interessierenden Darbietungen auf drahtlosen Wege im Deutschen Reiche“.
Der Rundfunk steckt zu dieser Zeit in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Zwar haben erste Sendungen schon für Furore gesorgt, aber es gibt de facto keinen wirklichen Rundfunk. Anders als beispielsweise in den USA soll Radiohören in Deutschland ein Gemeinschaftserlebnis sein, so stellen es sich die Macher vor. Die Deutsche Stunde konzipiert ihr Programm als so genannten „Saalfunk“, der in Kino- und andere Versammlungsräume übertragen werden soll. Doch der Erfolg bleibt aus, das liegt an der noch schlechten Ton- und Übertragungsqualität und auch an der mangelnden Qualität der verwendeten Lautsprecher – mit Kopfhörern versteht man die Sendungen besser. Daher wird der Plan eines zentralisierten deutschen Rundfunks erst einmal aufgegeben.
Private Investoren gründen aber schon bald gemeinsam mit der Reichspost regionale Rundfunkgesellschaften. 1923 gründet sich der erste Radioclub in Berlin, außerdem entsteht der Verband der Rundfunkindustrie. Die erste Unterhaltungssendung im Radio wird am 29. Oktober 1923 ausgestrahlt.