Rundfunkgeschichte vom 16. Juni
Radiopionier Edwin Howard Armstrong kann am 16. Juni 1934 einen großen Erfolg feiern: Er überträgt ein Radiosignal mit Hilfe der Frequenzmodulation vom Empire State Building in New York City nach Long Island. 70 Meilen ist die zurückgelegte Strecke, also 112 Kilometer.
Erfinder Armstrong, geboren 1890, lässt sich 1914 die regenerative Schaltung patentieren, 1918 den Überlagerungsempfänger und 1922 die superregenerative Schaltung. In den Jahren 1927 bis 1933 reicht er vier Patente ein, die sich mit der Technik der Frequenzmodulation beschäftigen, und am 26. Dezember 1933 erhält er sie. Später experimentiert er für den Konzern RCA. Von Mai 1934 bis Oktober 1935 führt er die ersten großen Feldversuche von einem Labor aus durch, das RCA im 85. Stock des Empire State Building errichtet hat. Eine an der Spitze des Turms angebrachte Antenne sendet dabei Radiowellen an Empfänger, die 120 Kilometer entfernt sind.
RCA erkennt allerdings die Tragweite nicht: da der Konzern sich auf Fernsehübertragung konzentrieren will, kauft er die Patente für die FM-Technologie nicht. Da werden sich einige Bosse geärgert haben: Eine Präsentation der neuen Technologie am 17. Juni 1936 im Hauptquartier der Federal Communications Commission (FCC) macht nämlich Schlagzeilen: Armstrong spielt eine Jazz-Platte über konventionelles AM-Radio ab und schaltet dann auf eine FM-Übertragung um. Ein Reporter notiert: „Hätten die 50 Zuhörer ihre Augen geschlossen, hätten sie geglaubt, die Jazzband sei im selben Raum. Es gab keine Fremdgeräusche.“ Mehrere Fachleute nennen die Erfindung „eine der wichtigsten Radioentwicklungen seit der Einführung der ersten Kopfhörer“.
Seine Schrift „A Method of Reducing Disturbances in Radio Signaling by a System of Frequency Modulation“ („Eine Methode, um Störungen in Rundfunksignalen zu reduzieren mit Hilfe der Frequenzmodulation“ stellt er am 6. November 1935 vor, es wird 1936 veröffentlicht. Breitband-FM erfordert eine größere Signalbandbreite als die bis dahin genutzte Amplitudenmodulation, damit ist es robuster gegen Rauschen und Störungen.
Armstrong selbst investiert in Sender und Empfänger, doch der Lizenzverkauf läuft nur schleppend. Der Zweite Weltkrieg unterbricht auch viele Investitionen. Die Aufsichtsbehörde FCC ändert dann auch noch den für das Radio vorgesehenen Frequenzbereich von um die 40 Mhz auf 88–108 Mhz. Dadurch werden mehr als eine halbe Million UKW-Radios und ca. 50 UKW-Sendestationen unbrauchbar. Für Armstrong eine Katastrophe, aus dem er nur einen Ausweg sieht. Den Erfolg der UKW-Technik kann er so leider nicht mehr miterleben.
1954 stürzt sich der Erfinder verzweifelt aus einem Hochhaus, im Glauben, versagt zu haben. Er liegt komplett falsch, im Rückblick wird er von manchen als der produktivste und einflussreichste Erfinder der Radiogeschichte angesehen.