Rundfunkgeschichte vom 11. März
Die großen TV-Networks in den USA bekommen am 11. März 1971 Post von der Aufsichtsbehörde FCC: Sie teilt ABC, CBS und NBC mit, dass ab September ein begrenztes dreistündiges Abendprogramm – die so genannte „Prime Time“ – eingeführt wird. Die Programme der Sender sollen zwischen 20 und 23 Uhr an der Ost- und Westküste ausgestrahlt werden. Was dann passiert, ist ein Musterbeispiel für alle Versuche der Medienregulierung!
Der Grund für die neue Regel ist, dass die drei großen Fernsehnetzwerke den Markt für die Produktion von Fernsehprogrammen beherrschen, einen Großteil der der Öffentlichkeit präsentierten Programme kontrollieren und die Entwicklung unabhängiger Zulieferer und lokaler Sender behindern.
Ursprünglich verlangte die Entscheidung von den Networks, dass sie montags bis samstags eine halbe Stunde ihres Programms an ihre Tochtergesellschaften (oder eigene Sender) in den 50 größten Märkten abtreten, und sonntags eine volle Stunde. Daraufhin streichen die Networks während dieser Zeiten allerdings komplett die Zulieferung für alle Sender.
Ab dem 13. September 1971 müssen die lokalen Sender die freigewordenen Sendezeiten füllen. Die FCC und die Befürworter der Regelung hoffen, dass die Sender sich bemühen, Sendungen mit öffentlich-rechtlicher oder pädagogischer Ausrichtung auszustrahlen. Das aber ist den Sendern viel zu teuer – sie senden lieber alte Serien oder Sitcoms. Kritiker bescheinigen daher der Primetime-Regel, dass das erklärte Ziel, das Programm zu verbessern und zu diversifizieren, nicht erreicht wird. Aber erst 1996 wird die Regel außer Kraft gesetzt.