Rundfunkgeschichte vom 10. Mai

Der 10. Mai 1982 ist als „Tag, an dem die Musik starb“ in die Radiogeschichte eingegangen. Denn an diesem Tag ändert der bekannte New Yorker Sender WABC sein Format vom Musiksender zum Talkradio. Für die Discjockeys und Hörer der früheren Top-40-Station ist es ein trauriger Tag – auch wenn das Talkformat ein grandioser Erfolg ist.

Der Sender hört an diesem Tag nicht nur auf, Schallplatten zu spielen, sondern besiegelt mit dem Schritt auch das Ende der Top 40-Musik auf Mittelwellensendern, die mehr als drei Jahrzehnte lang ein fester Bestandteil des Rundfunkprogramms gewesen ist. Der Rock ‘n’ Roll hat sozusagen das Radio im Fernsehzeitalter gerettet. WABC ist nicht der erste große Radiosender, der dieses Format übernimmt, aber wird schnell zum erfolgreichsten. Mit einem 50 000-Watt-Signal, das das gesamte New Yorker Stadtgebiet abdeckt, hat WABC einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten und wird 1962 zur Nummer 1 in der Stadt.

Nur die Hits spielen, das ist das Erfolgsrezept: Der Top-Song ist fast jede Stunde zu hören. Außerdem gehen Persönlichkeiten on air, die für immer mit dem Sender identifiziert werden, beispielsweise Ron Lundy, Dan Ingram und Harry Harrison. WABC setzt auch voll auf den Beatles-Erfolg und so singen während deren ersten US-Tournee Tausende von Teenagern die Jingles des Senders vor dem New Yorker Hotel der Band.

Auf dem Höhepunkt in den frühen 1970er Jahren hat WABC ein Publikum von sieben Millionen Hörern pro Woche, das ist in der Radiogeschichte unübertroffen. Wie es sich angehört hat? Es gibt eine exzellente Tribute-Website unter https://musicradio77.com/

Aber mit der steigenden Popularität von UKW verliert WABC viele Hörer an die Konkurrenz. 1982 dann der radikale Schnitt, über den auch im nationalen Fernsehen berichtet wird: https://youtu.be/YCthwOdTsJI

Anfangs reagieren die Hörer verschreckt, doch heute ist WABC der meistgehörte Talk-Sender in New York City.