Rundfunkgeschichte vom 09. Januar
Das O-Ton-Hörspiel „Staatsbegräbnis oder Vier Lektionen politische Gemeinschaftskunde“ von Ludwig Harig wird an diesem Tag 1969 erstmals ausgestrahlt. Es wird einen großen Skandal auslösen.
Der Autor verwendet nämlich die originalen Wort- und Tonmaterial der Rundfunkberichterstattungen über das Staatsbegräbnis von Konrad Adenauer vom 25. April 1967. Zu Wort kommen ausschließlich die Akteure des Geschehens selbst: Politiker wie Bundespräsident Lübke und Bundeskanzler Kiesinger, Geistliche wie der Erzbischof von Köln, Festredner und ein Radioreporter. Drumherum steht eine Klangkulisse aus Geräuschen, Musik und Gesang, das dem Ganzen einen Kontrast gibt. Harig entlarvt so „Pathos, Schwulst und Leerformeln“ der Redner.
Die Reaktionen auf das Hörspiel reichen 1969 von großer Begeisterung bei den einen bis zu Ärger und Wut bei anderen, die sich durch Harigs Montagetechnik bloßgestellt fühlen. Der Intendant des federführenden Saarländischen Rundfunks, Franz Mai, verfügt ein Aufführungsverbot des Hörspiels, das er für eine „zynische Persiflage“ hält. Trotzdem dauert es nicht lange, bis das Hörspiel trotzdem auf Schallplatte zu kaufen ist