Rundfunkgeschichte vom 06. November
Der Erfinder Edwin H. Armstrong verkündet am 6. November 1935, dass er den UKW-Rundfunks entwickelt hat. Mehr als ein Jahr lang hat er in den RCA-Einrichtungen im 85. Stock des Empire State Buildings die ersten großangelegten Feldtests seiner neuen Funktechnologie durchgeführt. 1937 finanziert Armstrong den Bau der ersten UKW-Radiostation, W2XMN, einer 40-Kilowatt-Sendeanlage in Alpine, New Jersey. Das Signal ist in einer Entfernung von 160 Kilometern deutlich zu hören, obwohl es weniger Leistung als ein AM-Radiosender benötigt.
Eine Dominanz des UKW-Radios allerdings will RCA verhindern. Als 1945 neue Frequenzen für die junge Fernsehindustrie ausgeschrieben werden sollen, setzt RCA die zuständige FCC unter Druck. Es gelingt, die FCC dazu zu bewegen, das UKW-Radiospektrum auf 88-108 MHz zu verschieben und gleichzeitig neuen Fernsehsendern mit geringer Leistung einen neuen Kanal 1 im Bereich 44-50 MHz zuzuweisen. Dadurch werden mehr als eine halbe Million UKW-Radios und ca. 50 UKW-Sendestationen unbrauchbar. Ein schwerer Schlag für den Erfinder.
Außerdem beansprucht RCA die Erfindung des UKW-Radios für sich und erhält ein eigenes Patent auf diese Technologie. Es folgt ein Patentstreit zwischen RCA und Armstrong. Der Sieg von RCA vor Gericht führt dazu, dass Armstrong keine Lizenzgebühren für in den Vereinigten Staaten verkaufte UKW-Empfänger, einschließlich Fernsehgeräte, beanspruchen kann. Die kostspieligen Rechtsstreitigkeiten bringen Armstrong den Ruin.
1954 stirbt er im Alter von 63 Jahren. Er stürzt sich verzweifelt aus einem Hochhaus, im Glauben, versagt zu haben. Er liegt komplett falsch, im Rückblick wird er von manchen als der produktivste und einflussreichste Erfinder der Radiogeschichte angesehen. Er erfindet die regenerative Schaltung während seines Studiums und patentiert sie 1914, gefolgt von der Superregenerativempfänger 1922 und dem Überlagerungsempfänger 1918.
Armstrong ist auch der Erfinder der modernen frequenzmodulierten Radioübertragung (FM). In den Jahren 1927 bis 1933 reicht er vier Patente ein, die sich mit der Technik der Frequenzmodulation beschäftigen, und am 26. Dezember 1933 erhält er sie. Das Prinzip der Frequenzmodulation ist schon bekannt, aus der Theorie dazu und den erzielten Ergebnissen wird aber der Schluss gezogen, dass die FM-Modulation praktisch wertlos ist. Zwar kann Armstrong seine Neuentwicklung den Technikern von RCA vorführen, doch diese reagieren zurückhaltend, obwohl die beste Wiedergabequalität erreicht wird, die bis dahin mit Funksendungen möglich ist. Zu groß scheinen die erforderlichen Umstellungen auf der Sender- und der Empfangsseite zu sein, um die neue Technik zu nutzen.
Später, nach seinem Tod, werden viele Prozesse zu seinen Gunsten entschieden oder beigelegt, was aber nur noch seinen Erben zugute kommt.
Es soll noch Jahrzehnte dauern, bis der UKW-(FM)-Rundfunk an die Reichweite der Sender herankommt, die auf AM senden. Zwei Entwicklungen bringen in den 1960er Jahren den Durchbruch: die Entwicklung echter Stereoübertragungen auf UKW und die Genehmigung eines Stereoübertragungsstandards durch die FCC.