Rundfunkgeschichte vom 07. Oktober

Für die Musikindustrie und alle Musik- und Audio-Fans ist es ein wichtiges Datum: Im Jahr 2008 startet Spotify seinen Streamingdienst. Musste man früher Platten, CDs oder wenigstens noch Dateien kaufen, kann man heutzutage Musik überall hören, wo man Internet hat. 60 Millionen Songs und 1,5 Millionen Podcast-Episoden sind bei Spotify abrufbar, man kann Listen mit den Favoriten anlegen und so sogar eine Art eigenen Radiosender basteln.

Alle angebotenen Musikstücke werden von Musiklabels zur Verfügung gestellt und von diesen lizenziert. Die Lizenzgebühren werden über zwei Wege finanziert: Entweder bezahlen Kunden ihr Konto mit einem Abonnement, oder sie müssen Werbeeinblendungen akzeptieren. Mittlerweile hat die schwedische Firma nach eigenen Angaben 299 Millionen Nutzer in aller Welt.


Rundfungeschichte vom 06. Oktober

Der kanadischen Physiker und Erfinder Reginald Aubrey Fessenden wird am 6. Oktober 1866 geboren. Im Laufe seines Lebens erhält er Hunderte von Patenten in verschiedenen Bereichen, vor allem im Zusammenhang mit Radio und Sonar.

Fessenden ist vor allem für seine Pionierarbeit bei der Entwicklung der Radiotechnologie bekannt, zu der auch die Grundlagen des Amplitudenmodulationsfunks (AM) gehören. Zu seinen Errungenschaften gehörten die erste Sprachübertragung per Funk (1900) und die erste bidirektionale funktelegrafische Kommunikation über den Atlantik (1906).

An Heiligabend 1906 gelingt Fessenden die erste Radiosendung der Welt, sie ist in einem Umkreis von 18 Kilometern im US-Bundesstaat Massachusetts zu empfangen. Zunächst spielt er auf seiner Geige das Lied „O heilige Nacht“ von Charles Gounod, anschließend liest er ein paar Verse aus dem Lukas-Evangelium. Schließlich spielt er noch eine Schallplattenaufnahme des Largo von Georg Friedrich Händel ein. Die erste Radiosendung endet mit Weihnachtsgrüßen. Wieviele Hörer Fessenden hatte? Es sind wohl einige Schiffsbesatzungen. Sie werden von der Sendung überrascht gewesen sein.

Nachrichten und Wettermeldungen im Morse-Code gibt es zu dieser Zeit bereits, aber die Übertragung von Sprache und Musik ist noch nicht möglich. Fessenden gelingt das mit Hilfe eines Hochfrequenzgenerators, der gleichbleibende elektromagnetische Schwingungen, also Radiowellen, aussenden konnte. Über ein Mikrofon wandelt Fessenden seine Stimme in elektrische Wellen um, so dass seine Worte übertragen werden.


Rundfungeschichte vom 05. Oktober

Es ist ein Meilenstein im Radiozeitalter: Am 5. Oktober 1947 wird die erste Radiosendung von ABC Radio ausgestrahlt, die auf Magnetband aufgenommen worden ist. Niemand anders als Bing Crosby, zu dieser Zeit wohl der größte Star im Radio. Der Entertainer ist nicht nur Vorreiter der neuen Technik, sondern hat sie derart unterstützt, dass sie überhaupt erst so schnell eingeführt werden konnte.

Bis zu diesem Zeitpunkt werden die meisten voraufgezeichneten Programme wie Serien und Dramen auf Schallplatte produziert, aber Live-Musik ist zu dieser Zeit der Standard im amerikanischen Radio. So wollen die Musikergewerkschaften ihren Mitgliedern eine kontinuierliche Arbeit sichern. Manchmal werden Programme sogar zweimal live gesendet – einmal für die Ost- und dann für die Westküste der USA ein zweites Mal.

Der Ingenieur Jack Mullin zeigt im Mai 1947 das Magnetophon auf dem Kongress des Institute of Radio Engineers. Das Tonbandgerät ist eines der ersten Aufnahmegeräte, das Magnetband für die Aufnahme von Sprache und Musik verwendet. Mullins Recorder sorgt für Aufsehen und viele Zuhörer können den Unterschied zwischen der aufgenommenen und der Live-Performance nicht erkennen. Auch Bing Crosbys technischer Direktor bekommt die Vorführung mit, sein Chef ist von der erstaunlichen Klangqualität beeindruckt und erkennt sofort das große kommerzielle Potenzial der neuen Geräte.

Crosby sieht einen enormen Vorteil in der Vorab-Aufnahme seiner
Radiosendungen: Er hat den Zeitplan in der Hand und kann vier Sendungen pro Woche aufzeichnen und dann einen Monat Pause einlegen. Aber die Sender und Sponsoren sind strikt dagegen. Die Öffentlichkeit werde kein Radio aus der Konserve akzeptieren, denn für die Hörer habe es etwas Magisches, dass das, was sie hörten, überall und genau in diesem Moment gespielt und gehört werde. Crosbys Beharrlichkeit trägt schließlich dazu bei, dass die Magnetbandaufzeichnung weiterentwickelt und von der Rundfunkindustrie weitgehend übernommen wird.

Die Idee der Tonaufzeichnung auf Magnetband hat Mullin allerdings nicht selbst gehabt, sondern schamlos kopiert: Deutsche Techniker haben es geschafft, schon 1940 Magnetbänder zu entwickeln, die von ausgezeichneter Qualität sind. Als US-Soldat ist Mullin dafür eingeteilt, alle Geheimnisse dieser Art von Tonaufzeichnung herauszufinden. Er leistet ganze Arbeit, nimmt 1945 zwei AEG-Tonbandmaschinen und 50 Magnetbänder der IG Farben mit in die USA.
Zwei Jahre lang analysiert er die Funktionsweise und verbessert die Maschinen.


Rundfunkgeschichte vom 02. Oktober

Am 2. Oktober 1890 wird Julius Henry Marx in New York City geboren – bekannt wird er als „Groucho“ Marx. Er ist ein Komiker, Schriftsteller, Bühnen-, Film-, Radio- und Fernsehstar. Als Meister der Schlagfertigkeit gilt er immer noch als einer der größten Komiker Amerikas.

„The one, the only“ hat 13 Spielfilme mit seinen Geschwistern gedreht, den Marx Brothers. Aber auch solo ist er erfolgreich gewesen, vor allem als Moderator der Radio- und Fernsehspielshow „You Bet Your Life“.
Erstmals ausgestrahlt wird die Sendung im Oktober 1947 von ABC, ab 1949 von CBS und ab 1950 von NBC. Zunächst läuft die Show nur im Radio, später auch im Fernsehen. Mitte der 1950er Jahre ist sie eine der beliebtesten TV-Sendungen. Hier ein Mitschnitt von 1954:
https://www.youtube.com/watch?v=f5FLT2n5tio

Mit George Fenneman als Moderator unterhält Marx sein Publikum mit improvisierten Gesprächen. Es gibt kein Skript - obwohl die Autoren die Gäste vorab interviewen. Die Produzenten bestehen aber darauf, dass die Sendung aufgezeichnet und nicht live ausgestrahlt wird. Dafür gibt es zwei Gründe: Marx hat Zeit, nach witzigen Wortwechseln zu suchen und alle langweiligeren Stellen herauszuschneiden. Außerdem ist sichergestellt, dass Marx es nicht übertreibt, denn er ist dafür bekannt, dass er sich traut, fast alles zu sagen.

In der Regel sind seine Kandidaten ganz normale Menschen, ab und zu aber sind auch prominentere Zeitgenossen dabei, die ihren Gewinn oft für einen wohltätigen Zweck spenden. So hat auch William Peter Blatty mitgespielt und 10000 Dollar gewonnen. Den Gewinn nutzt er, um den Roman „Der Exorzist“ zu schreiben.

Bis 1961 läuft „You Bet Your Life“. „Groucho“ Marx hat da noch etliche Jahre vor sich: er stirbt am 19. August 1977 im Alter von 86 Jahren an einer Lungenentzündung.


Rundfunkgeschichte vom 30. September

Im Jahr 1924 wird in Wien die RadioVerkehrs AG gegründet, es ist der offizielle Startschuss für den Rundfunk in Österreich. Der Sendebetrieb von Radio Wien startet aus einem provisorischen Studio am Stubenring. Funfact: Da die RadioVerkehrs AG zu ihrem Sendestart bedauerlicherweise keine Antenne zur Verfügung hatte, sendete sie anfangs über die Antenne des Piratensenders Radio Hekaphon. Den hatte der Ingenieur Oskar Koton 1923 aufgestellt, er sendete einfach ohne Genehmigung aus dem Technologischen Gewerbemuseum in Wien ein regelmäßiges Programm von zwei Stunden täglich.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wird aus Radio Wien der Reichssender Wien, der als ein Bestandteil in den sogenannten Großdeutschen Rundfunk eingeht. Nach dem Krieg sendet die RadioVerkehrs AG erneut, unter dem Recht der Alliierten. Erst 1958 wird sie aufgelöst, mit Gründung des ORF.


Rundfunkgeschichte vom 29. September

Schreck für Radio-Moderator Jim Dunbar von KGO 810 AM San Francisco am 29. September 1973: Ein junger Mann steht auf dem Bürgersteig und feuert drei Schüsse auf ihn ab, als er gerade drinnen im gläsernen Studio in der Golden Gate Avenue einen Gast interviewt. Obwohl der Schütze nicht weit weg steht, hält das schusssichere Glas. Dunbar ruft einem Helfer zu, er solle die Polizei anrufen, während der Schütze in die Büros des Senders rennt. „Hey, könnt ihr die Polizei rufen?“, können seine Zuhörer Dunbar sagen. „Uff! Gerade hat ein Mann auf mich geschossen.“ Sekunden später erschießt der Mann einen Werbekundenbetreuer von KGO und verfolgt mehrere Mitarbeiter des Senders. Zweimal läuft er an Dunbar vorbei, bevor er auf die Straße flüchtet, wo er sich selbst eine Kugel in den Kopf schießt.

Vier Jahre zuvor ist Jim Dunbar schon einmal im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamtkeit: Ein Mann ruft 1969 bei der Polizei von San Francisco an und gibt sich als der Serienmörder zu erkennen, der als „The Zodiac“ bekannt ist. Er erklärte sich bereit, Dunbar während einer Live-Sendung anzurufen, wenn entweder der Anwalt Melvin Belli oder der Anwalt F. Lee Bailey in der Sendung anwesend sind. Die Polizei arrangiert das, in der Hoffnung, die Person zu fassen. Der Verdächtige ruft auch wie versprochen an, spricht aber nur ein paar Worte, legt auf und ruft wieder an. Der Vorgang wiederholt sich in den nächsten zwei Stunden 54 Mal.

Hier ein Nachrichtenbericht von CBS:
https://www.youtube.com/watch?v=TsM-kwU2mRU

Doch wer der Serienmörder ist, bleibt offen. Unklar ist auch, ob die Anrufe wirklich von ihm stammen. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Die Opfer des Zodiac-Killers waren meist junge Paare, denen er an einsamen Plätzen auflauerte. In seinen Schreiben brüstete er sich seiner Taten und kündigte weitere an. Während die Ermittlungsbehörden offiziell von sieben Opfern sprechen, behauptete der Zodiac-Killer in einem seiner Briefe, 37 Morde begangen zu haben.

In dem Film „Zodiac“ aus dem Jahr 2007 wird Dunbar von Schauspieler Tom Verica porträtiert. Der Moderator, den der Fall sehr bewegt hatte, stirbt 2019 im Alter von 89 Jahren.


Rundfunkgeschichte vom 28. September

Für manche ist sie ein Hassobjekt, für manche ein großer Segen: die Rede ist von der GEMA, der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Gegründet wird sie am 28. September 1933 als „Staatlich genehmigte Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte“ (STAGMA). Diese war fest in das nationalsozialistische Machtgefüge eingebunden und die leitenden Mitglieder der STAGMA waren eingefleischte und freiwillige Nazionalsozialisten.

Die Gema verwaltet in Deutschland die Nutzungsrechte aus dem Urheberrecht von über 80000 Mitgliedern (Komponisten, Textdichtern und Musikverlegern) sowie von fast zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Die Mitgliedschaft bei der GEMA ist freiwillig, da die sich aus dem Urheberrecht automatisch ergebenden Nutzungsrechte ausschließlich dem Urheber vorbehalten sind. Da das Urheberrecht selbst nicht übertragbar ist, kann der Urheber nur die Wahrnehmung desselben an eine andere natürliche oder juristische Person übertragen.

Konkret bedeutet es, dass Nutzer von bei der GEMA registrierten Werken die jeweils notwendigen Nutzungsrechte gegen eine Nutzungsgebühr erwerben müssen. Egal ob Radio- oder Fernsehsender, Straßenfest-Veranstalter oder Standbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt – zahlen müssen alle. Das so eingenommene Geld wird dann von der GEMA nach Abzug einer Verwaltungsgebühr an die Urheber und Verlage ausgezahlt. In den vergangenen Jahren hat die GEMA Erträge von jeweils etwa einer Milliarde Euro erwirtschaftet.


Rundfunkgeschichte vom 27. September

Die BBC beginnt 1938 mit der Ausstrahlung ihres Fremdsprachendienstes. Vor seiner Abreise zur Münchner Konferenz über die Sudetenkrise hält der britische Premierminister Neville Chamberlain eine Ansprache. In ihr betont er den Willen seines Landes zum Frieden. Die BBC sendet die Rede auch in deutscher, französischer und italienischer Übersetzung.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 01.09.1939 werden alle ausländischen Sender automatisch für die Deutschen zu Feindsendern. Wer beim Zuhören erwischt wird, muss mit harten Strafen rechnen - mit Zuchthaus oder Konzentrationslager. Die BBC zu hören, ist damit lebensgefährlich. Dennoch schalten mutmaßlich Hunderttausende ein.

Neben den Nachrichten gibt es bei der BBC auch Kabarett und politische Kommentare des Schriftstellers Thomas Mann zu hören. Ungefähr 30 Emigranten bilden die Redaktion des Deutschen Dienstes.

Ab Oktober 1940 leitet Hugh Carleton Greene den Deutschen Dienst, der jüngere Bruder des Schriftstellers Graham Greene. Für ihn steht fest, dass der Dienst die Tatsachen wahrheitsgetreu abbilden muss. Nach dem Krieg sagt er: „Denn wenn die Menschen in Deutschland lernten, uns in der Zeit der Niederlagen zu glauben, dann würden sie uns in der Zeit der Siege glauben“. Vielleicht könne man so einen Beitrag leisten, um den Krieg etwas zu verkürzen.

Nach dem Krieg baut Hugh Carleton Greene den deutschen Rundfunk wieder auf. Nach dem Vorbild der BBC gründet er den Nordwestdeutschen Rundfunk mit Sitz in Hamburg. 1948 übergibt er die Leitung an den früheren preußischen Kultusminister Adolf Grimme. Greene kehrt nach England zurück und wird 1960 Generaldirektor der BBC


Rundfunkgeschichte vom 26. September

Erfinder Emile Berliner meldet am 26. September 1887 ein Patent an, das die Welt verändern wird: Es geht um einen scheibenförmigen Tonträger, in den eine Rille geritzt wird, um so Schwingungen zu konservieren. Die Schallplatte ist geboren! Bestandteil des Patents ist auch ein Aufnahme- und Abspielgerät, das ursprüngliche Grammophon. Erteilt wird das Patent am 8. November 1887, wie auf dieser Patentzeichnung festgehalten ist:

Der große Vorteil der Schallplatte gegenüber dem Tonzylinder von Thomas Alva Edison ist, dass Schallplatten industriell und schnell hergestellt werden können, während die Tonzylinder einzeln zu bespielen sind.

Für den aus Wolfenbüttel in Niedersachsen in die USA eingewanderten Tüftler ist es der zweite große Erfolg: Zehn Jahre zuvor hat er ein funktionierendes Mikrofon entwickelt, das mit Kohlekontakten arbeitet, die eine leitende Verbindung herstellen. Die Erfindung verkauft er für 50000 US-Dollar an die Bell Telephone Company, die es im neu gerade erst entwickelten Telefon einsetzt.


Rundfunkgeschichte vom 22. September

Irving Berlin, einer der größten Songschreiber der Geschichte, stirbt am 22. September 1989 im Alter von 101 Jahren in New York City. Berlin komponiert rund 1500 Songs, 19 Broadway-Musicals und 18 Filmmusiken. Sein Song „White Christmas“ gehört zu den meistverkauften Singles aller Zeiten gehört.

Irving Berlin wird am 11. Mai 1888 als Israel Isidore Beilin in Russland geboren. Mit fünf Jahren kommt er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Nach dem frühen Tod des Vaters muss er wie seine Geschwister den Lebensunterhalt selbst verdienen, als Zeitungs- und Botenjunge. Mit 14 reißt er von zu Hause aus und arbeitet als „Singender Kellner“ in einem New Yorker Café, dabei bringt er sich selbst ein wenig Klavierspielen bei. Da er nach Gehör spielt, nimmt er der Einfachheit halber nur die schwarzen Tasten. Noten lesen kann er nicht.

Der Song „Alexander’s Ragtime Band“ bringt Irving Berlin 1911 Weltruhm. Von da geht es nur noch bergauf. Ob es um Broadway-Musicals geht oder um Filme, um humorvolle Songs oder romantische Balladen - seine Kompositionen werden gefeiert für ihre ansprechenden Melodien und einprägsamen Texte. Zu seinen populärsten Songs gehören „There's No Business Like Show Business“, „God Bless America“ und „White Christmas“. Im Jahr 1968 erhält Berlin einen Grammy Lifetime Achievement Award.