Rundfunkgeschichte vom 11. Februar

Der Film „The Big Broadcast of 1938“ kommt am 11. Februar 1938 in die US- Kinos. Es ist eine musikalische Filmkomödie von Paramount Pictures mit W. C. Fields, Martha Raye und Bob Hope. Der Film ist der letzte in einer Reihe von „Big Broadcast“-Filmen, die das Beste aus Varieté-Shows auf die Leinwand bringen.

In diesem Film debütiert Hopes Erkennungsmelodie, „Thanks for the Memory“ von Ralph Rainger. Bob Hope und Leo Robin gewinnen damit 1939 den Oscar für den besten Song. In „The Big Broadcast of 1938“ wird er von Bob Hope und Shirley Ross gesungen: https://www.youtube.com/watch?v=nKgUq5dziEk


Rundfunkgeschichte vom 10. Februar

Am 10. Februar 1902 wird der US-amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Walter Brattain in Amoy (heute Xiamen) in China als Sohn eines US-amerikanischen Lehrers geboren. Er wächst im US-Bundesstaat Washington auf und macht 1924 seinen Bachelor, 1926 seinen Master. Als Physiker arbeitet er zunächst am National Bureau of Standards, promoviert und wechselt zu den Bell Laboratories, für die er bis zu seinem Ruhestand 1967 arbeitet.

Wichtig für die Geschichte des Radios ist seine Arbeit an Transistoren. Brattain beschäftigt sich zunächst mit den Oberflächeneigenschaften von Festkörpern wie Wolfram. Später forscht er an Oberflächeneffekten von Halbleitern wie Silicium und Germanium. Zusammen mit John Bardeen entwickelt er den Punktkontakttransistor. 1956 erhält er mit William B. Shockley und John Bardeen den Nobelpreis für Physik für „Untersuchungen über Halbleiter und ihre Entdeckung des Transistoreffekts“.


Rundfunkgeschichte vom 09. Februar

Es ist eine Musikübertragung, die möglicherweise einen Rekord für die Ewigkeit gesetzt hat: Am 9. Februar 1964 treten die Beatles im US-Fernsehen bei CBS auf, in der „The Ed Sullivan Show“ und ungefähr 74 Millionen US-Amerikaner sehen zu, ein Drittel der gesamten Bevölkerung!

Musiker und Moderator

Es ist der erste von drei Auftritten. The Beatles singen „She Loves You“, „All My Loving“, „Till There Was You“, „I Saw Her Standing There“ und „I Want to Hold Your Hand“. Sehr gut zu verstehen ist nicht, was die Beatles singen, denn die Fans im Studio schreien aus vollen Kehlen. „I Want to Hold Your Hand“ ist die aktuelle Nummer 1 der Billboard-Charts.

Der Auftritt am 9. Februar gilt als Meilenstein der amerikanischen Popkultur und als Beginn der britischen Invasion in der Musik. Die Namen der Gruppenmitglieder werden in Großaufnahmen eingeblendet, darunter „Sorry girls, he's married“ zu John Lennon. Im Studio kommt es zu Tumulten. Gut, dass der folgende Auftritt schon aufgezeichnet worden ist und nicht live folgen muss! Ein Ausschnitt? Bitte sehr: https://www.youtube.com/watch?v=jenWdylTtzs

Die Show vom 16. Februar wird aus Miami Beach gesendet, wo sich Boxer Muhammad Ali (alias Cassius Clay) für einen Titelkampf vorbereitet. Auch dort gibt es Tumulte, beinahe schaffen es die vier aus Liverpool nicht auf die Bühne. Eine Handvoll Polizisten wird benötigt, um abzusperren. Die Band spielt „She Loves You“, „This Boy“ und „All My Loving“, später kommt sie noch einmal auf die Bühne, mit „I Saw Her Standing There“, „From Me to You“ und „I Want to Hold Your Hand“.


Rundfunkgeschichte vom 07. Februar

Beatlemania 1964 in den USA! 3000 Fans begrüßen John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr am Kennedy-Airport in New York City. Als die Beatles in der „Ed Sullivan Show“ auftreten, schauen 73 Millionen Menschen zu, etwa 40 Prozent der US-Bevölkerung. Auf ihren Konzerten kommt es zu Tumulten und die Mädchen fallen scharenweise in Ohnmacht. Es wird überall laut, auch vor ihrem Hotel.

Daran ist ein Radiosender nicht ganz unschuldig: WABC ist ganz nah dran an den vier jungen Musikern. Beim ersten Besuch im Februar 1964 übernachten die Beatles im Plaza-Hotel, da kann der New Yorker Sender nur von außen berichten, doch beim zweiten US-Besuch sechs Monate später, investiert WABC alles: Der Sender mietet die Suite genau über der der Musiker im Delmonico Hotel und baut ein Studio ein. Die Radioleute setzen ultramoderne Funkmikrofone ein, laufen durch's Hotel und berichten über alles, was auch nur ansatzweise mit den Beatles zu tun haben könnte. Hier gibt es Hörbeispiele:
https://musicradio77.com/beatles.html

Die bis zu 10000 Fans vor dem Hotel hören natürlich WABC. Animiert von den Moderatoren, singt die Menge sogar die Jingles des Senders mit. Und dann ist da noch die Geschichte mit der verlorenen Christopherus-Medaille. Ringo Starr hat sie an einer Kette um den Hals, büßt sie aber ein, als er das Hotel betrittt – ein Fan mopst sie.

Die junge Frau hört aber im Radio, wie sehr Ringo Starr die goldene Medaille vermisst und will sie zurückgeben. Der Sender macht daraus eine ganz große Sache: Erst nach einem Tag bekommt der Musiker die Medaille wieder. Es sind 24 Stunden Gratispromotion, ganz New York sucht mit, dabei ist das gute Stück schon längst wieder aufgetaucht.


Rundfunkgeschichte vom 06. Februar

Der 32-jährige Radiojournalist Paul Harvey wird am 6. Februar 1951 verhaftet, als er versucht, sich in das Argonne National Laboratory in einem Vorort von Chicago einzuschleichen. Er will damit beweisen, dass die Sicherheitsvorkehrungen in dieser streng geheimen Einrichtung lax sind.

Das Argonne National Laboratory ist eines der ältesten und größten Forschungsinstitute des US-Energieministeriums, es ist aus dem metallurgischen Labor der University of Chicago hervorgegangen, das auch am Bau der ersten Atombombe beteiligt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg steht die Entwicklung von Kernreaktoren für die Energieversorgung im Vordergrund.

Paul Harvey will wissen, wie die Sicherheitsvorkehrungen sind und unternimmt mitten in der Nacht einen „Akt des partizipativen Journalismus“, wie es die „Washington Post“ nennt. Er schafft es, einen drei Meter hohen Zaun zu überwinden, wird dann aber von einer Patrouille geschnappt, die in einem Jeep unterwegs ist.

Ein Ausschnitt aus der 192 Seiten starken FBI-Akte

Der Staatsanwalt des US-Bundesstaates Illinois bittet eine Grand Jury, eine Anklage wegen Spionage zu prüfen. Im Prozess sagen allerdings mehrere Experten zugunsten von Harvey aus, unter anderem lobt ein Vertreter der Gewerkschaft der Wachmänner, dass er auf Risiken aufmerksam gemacht habe. Zu einer Anklage kommt es nicht.

Für Harvey bringt der Prozess eine US-weite Aufmerksamkeit, die er nutzt um Karriere zu machen. Er wird einer der bekanntesten Radiokommentatoren. Aus seiner konservativen Weltanschauung macht er keinen Hehl, zu seinen Freunden gehören später FBI-Direktor J. Edgar Hoover oder hochrangige Politiker.

Im Jahr 2005 wird er von US-Präsident George W. Bush mit der „Presidential Medal of Freedom“ ausgezeichnet, der höchsten zivilen Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Bush in der Laudatio: „Er ging 1933 zum ersten Mal auf Sendung und ist seit 54 Jahren landesweit zu hören.“ Und weiter: „Im Laufe der Jahrzehnte haben wir in dieser Stimme einige der besten Eigenschaften unseres Landes erkannt: Patriotismus, guten Humor, Freundlichkeit und gesunden Menschenverstand der Amerikaner.“ Harvey stirbt 2009 im Alter von 90 Jahren.


Rundfunkgeschichte vom 05. Februar

Sechs Piepstöne geben seit dem 5. Februar 1924 die exakte Zeit an – jedenfalls bei den Sendern der britischen BBC. Hier sind sie zu hören: https://youtu.be/_A_URhF7Z7w?list=PL005E209C4E52F2AA

Die fünf kurzen Pieptöne ertönen in den fünf Sekunden vor der vollen Stunde, ein langer Ton exakt zur vollen Stunde. Jeder Piepton ist ein Kilohertz-Ton. Die ersten fünf Töne dauern eine Zehntelsekunde und der letzte Ton eine halbe Sekunde.

Die Idee hatten der Astronom Sir Frank Watson Dyson und der damalige Chef der BBC, John Reith. 1924 wurde das Signal von zwei mechanischen Uhren mit elektrischen Kontakten im Royal Greenwich Observatory erzeugt. Jede Sekunde wurde ein Signal an den BBC gesendet und dort in ein Audiosignal umgewandelt. Die zwei Uhren wurden wegen der Ausfallsicherheit verwendet, auch wurden zwei Leitungen zwischen den Uhren und der BBC-Studios gezogen. Das sogenannte „Greenwich Time Signal“ wird den Sendern alle 15 Minuten zur Verfügung gestellt, aber normalerweise nur zur vollen Stunde verwendet.

Funfact: Für Hörspiele oder anderen Sendungen mit fiktiven Nachrichten darf das Zeitsignal nicht verwendet werden. Möglich ist aber, andere Frequenzen oder Zwischentöne zu verwenden. Der Nutzen des Zeitzeichens nimmt allerdings immer mehr ab, da es beim digitalen Rundfunk wegen der Signalverarbeitung zu längeren Verzögerungen kommen kann – das Zeitsignal ist dann nicht mehr präzise.


Rundfunkgeschichte vom 02. Februar

Die Radioquizshow „Twenty Questions“ hat am 2. Februar 1946 um 20 Uhr im Mutual Network Premiere. Gesendet wird aus dem New Yorker Longacre Theatre in der West 48th Street. Die Radiohörer schicken Themen ein, die die Moderatoren in zwanzig Fragen erraten sollen (Winston Churchills Zigarre ist das am häufigsten eingesandte Thema der ersten Sendung).

Die Sendung ist die Schöpfung von Fred Van Deventer, er ist der Gastgeber von New Yorks bekanntester Nachrichtensendung „Van Deventer and the News“. Van Deventer sitzt zusammen mit seiner Frau Florence auf dem Podium – um es zu verschleiern, tritt sie mit ihrem Mädchennamen auf und heißt in der Sendung Florence Rinard. Ihr gemeinsamer 14-jähriger Sohn Robert ist auch dabei, als Bobby McGuire. Der Produzent der Sendung, Herb Polesie, vervollständigt die Gruppe. Manchmal sind auch Promis dabei oder Tochter Nancy Van Deventer.

Sportmoderator Bill Slater ist der Quizmaster. Die Sendung wird durch die zeitversetzte Ausstrahlung auf CKWX Vancouver zu einem großen Montagabend-Hit. Die Sendung läuft acht Jahre lang im Radio und weitere sechs Jahre im Fernsehen.

Die Familie Van Deventer hat das Spiel jahrelang bei sich zu Hause gespielt, lange bevor sie es ins Radio bringt, und alle sind so geübt darin, dass sie oft schon nach sechs oder sieben Fragen die Antwort wussten. In einer Sendung gelingt es Maguire, die richtige Antwort zu geben, ohne eine einzige Frage zu stellen. Das Studiopublikum hat die richtige Antwort, nämlich „die Brooklyn Dodgers“, schon vorab bekommen, und immer gejubelt, wenn jemand Brooklyn in irgendeinem Zusammenhang erwähnt hat.


Rundfunkgeschichte vom 01. Februar

Der Erfinder Edwin Howard Armstrong stirbt im Alter von 63 Jahren. Er stürzt sich verzweifelt aus einem Hochhaus, im Glauben, versagt zu haben. Er liegt komplett falsch, im Rückblick wird er von manchen als der produktivste und einflussreichste Erfinder der Radiogeschichte angesehen. Er erfindet die regenerative Schaltung während seines Studiums und patentiert sie 1914, gefolgt von der Superregenerativempfänger 1922 und dem Überlagerungsempfänger 1918.

Armstrong ist auch der Erfinder der modernen frequenzmodulierten Radioübertragung (FM). In den Jahren 1927 bis 1933 reicht er vier Patente ein, die sich mit der Technik der Frequenzmodulation beschäftigen, und am 26. Dezember 1933 erhält er sie. Das Prinzip der Frequenzmodulation ist schon bekannt, aus der Theorie dazu und den erzielten Ergebnissen wird aber der Schluss gezogen, dass die FM-Modulation praktisch wertlos ist. Zwar kann Armstrong seine Neuentwicklung den Technikern von RCA vorführen, doch diese reagieren zurückhaltend, obwohl die beste Wiedergabequalität erreicht wird, die bis dahin mit Funksendungen möglich ist. Zu groß scheinen die erforderlichen Umstellungen auf der Sender- und der Empfangsseite zu sein, um die neue Technik zu nutzen.

Armstrong selbst investiert in Sender und Empfänger, doch der Lizenzverkauf läuft nur schleppend. Der Zweite Weltkrieg unterbricht auch viele Investitionen. Die Aufsichtsbehörde FCC ändert dann auch noch den für das Radio vorgesehenen Frequenzbereich von um die 40 Mhz auf 88–108 Mhz. Dadurch werden mehr als eine halbe Million UKW-Radios und ca. 50 UKW-Sendestationen unbrauchbar. Für Armstrong eine Katastrophe, aus dem er nur einen Ausweg sieht. Den Erfolg der UKW-Technik kann er so leider nicht mehr miterleben.


Rundfunkgeschichte vom 30. Januar

Das letzte Konzert haben die Beatles 1966 im Candlestick Park in San Francisco gegeben – also vor bezahlendem Publikum. Aber den Fab Four ist das irgendwie zu stressig – die Tourneen finden sie zu anstrengend, die Extase der Fans nicht gerade förderlich für die Musikdarbietung. Außerdem nehmen sie Alben auf, die so aufwendig produziert sind, dass sie live nicht mehr nachzuspielen sind.

Paul McCartney regt an, ein Album zu machen, das die Beatles als Liveband zeigt und lässt die Proben auch gleich auf Film bannen. Als Höhepunkt des Films soll es ein einzelnes Konzert geben, aus Bequemlichkeit entscheidet sich die Band für das Dach ihres Hauptquartiers in der Londoner Saville Row. Am 30. Januar 1969 findet das Konzert statt, während der Mittagszeit. Angekündigt wird der Auftritt nicht, so erleben fast nur zufällig vorbeikommende Passanten den 42-Minuten-Auftritt, bei dem die Beatles fünf Songs spielten (in neun Anläufen), bevor die Polizei kommt und darum bittet, die Lautstärke zu reduzieren:

„Get Back“ (take one)
„Get Back“ (take two)
„Don't Let Me Down“ (take one)
„I've Got a Feeling“ (take one)
„One After 909“
„Dig a Pony“
„I've Got a Feeling“ (take two)
„Don't Let Me Down“ (take two)
„Get Back“ (take three)

Die Aufnahmen werden für die Doku „Let It Be“ verwendet.


Rundfunkgeschichte vom 29. Januar

Peter von Zahn ist einer der Männer, die das Radio in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu aufbauen. Am 29. Januar 1913 wird er in Chemnitz geboren. Im Juni 1945 wird er Redakteur und Kommentator bei Radio Hamburg, das kurz darauf in den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) umgewandelt wird. Er wird der erste Leiter der Hauptabteilung Wort. Er wird Korrespondent und Studioleiter in Düsseldorf, doch mit seinem Chef, Generaldirektor Adolf Grimme gibt es immer wieder Ärger wegen zu provokanter Aussagen.
Daraufhin geht von Zahn als erster festangestellter deutscher Auslandskorrespondent nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA. Ab 1951 berichtet er für das deutsche Radio, ab 1955 auch für das Fernsehen. Ausschnitte sind erhalten geblieben:
https://www.youtube.com/watch?v=sT2Wh-NpAsE

1960 wandert der prominente Journalist ab - zur Freien Fernsehen Gesellschaft (FFG), die für ihr Aushängeschild erheblich mehr zahlt. Von Zahn gründet ein privates Auslandsreporternetz, die Windrose Film- und Fernsehproduktions GmbH, deren Geschäftsführer er von 1961 bis 1980 ist. Die FFG löst sich schnell auf, aber der WDR übernimmt Filme mit großem Erfolg.

Nach seiner Zeit in den USA arbeitet Peter von Zahn als freier Autor, Regisseur und Produzent. Er erstellt fast 3000 Hörfunkbeiträge und über 1000 Fernsehfilme, zumeist Reportagen. Viel Beachtung bekommt er zuletzt für die von ihm in den 1980er-Jahren gestaltete ZDF-Vorabendsendung „Bilder, die die Welt bewegten“. 2001 verstirbt Peter von Zahn in Hamburg nach langer schwerer Krankheit.