Rundfunkgeschichte vom 05. Mai
Es ist ein historisches Datum für alle, die während der Fahrt im Auto gerne Radio hören, denn am 5. Mai 1922 wird in Chicago das erste Autoradio eingebaut. George Frost, der Präsident des «Lane High School Radio Clubs», ist gerade mal 18 Jahre alt, als er ein transportables Kofferradio in ein Ford T-Modell einbaut. Stolz lässt er sich als Entwickler des „first radio equipped car“ feiern.
Allerdings ist dieses Radio so weit von einem modernen Autoradio entfernt wie das T-Modell von einem modernen Kleinwagen: Es ist ein Ungetüm, bestehend aus einem Gehäuse für das Radio und einem Gehäuse für den Lautsprecher, mehreren Batterien und einer langen Drahtantenne. Das Zubehör blockiert den ganzen Rücksitz.
Mehrere andere reklamieren die Entwicklung des ersten Autoradios für sich, aber die meisten Quellen berufen sich auf George Frost. Da ist zum Beispiel der Daimler, der ziemlich zeitgleich in England mit einem Radio der Marconiphone Company ausgestattet wird. Das erste industriell gefertigte Autoradio kommt 1927 auf den Markt, das „Philco Transitone“ für den Chevrolet, hergestellt von der Storage Battery Co., Philadelphia. Den größeren wirtschaftlichen Erfolg hat aber das Modell 5T71 der Galvin Manufacturing Corporation. Das Modell kostet zwischen 110 und 130 US-Dollar. Wegen seiner schweren Ausführung wird es als „Motorola“ bezeichnet, wohl eine Wortschöpfung aus Motor und Victrola, dem legendären Grammofon.
In Deutschland bringt Telefunken 1925 das erste Autoradio auf den Markt. Ab den 1930er Jahren spielt die Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG eine große Rolle (heute Blaupunkt). Der„Autosuper AS 5“ für den Mittel- und Langwellenbereich hatte fünf Elektronenröhren und benötigte eine eigene Batterie. Das Gerät kostete 465 Reichsmark, ein Luxusgut.
Rundfunkgeschichte vom 03. Mai
Die Deutsche Welle geht am 3. Mai 1953 mit deutschsprachigem Hörfunk auf Kurzwelle erstmals auf Sendung. Die Grußadresse „an die lieben Landsleute in aller Welt“ spricht der damalige Bundespräsident Theodor Heuss. „Die Deutsche Welle hat hier eine ganz einfache Aufgabe, nämlich zu entkrampfen“, so Heuss, „indem sie von Deutschland berichtet, Musik, Kunst und Wissenschaft vermittelt, ein Bild der sozialen, der wirtschaftlichen Entwicklung gibt.“ Nach dem Bundespräsidenten wird Beethovens „Eroica“ in voller Länge gespielt.
Erst fünf Wochen später, am 11. Juni 1953, wird zwischen den Mitgliedern der ARD der Vertrag über die Einrichtung des gemeinsamen Kurzwellenprogramms „Deutsche Welle“ unterzeichnet. Die Verantwortung für das Programm liegt zunächst beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), später beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln, so dass dessen jeweiliger Intendant auch für die „Deutsche Welle“ verantwortlich ist.
Im Oktober 1954 startet die Deutsche Welle Radiosendungen auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Polnisch. 1960 wird die „Deutsche Welle“ per Bundesgesetz zu einer eigenständigen Anstalt des öffentlichen Rechts. Per Gesetz ist festgelegt, dass die Deutsche Welle Rundfunksendungen für das Ausland und der ebenfalls gegründete Deutschlandfunk Rundfunksendungen für (ganz) Deutschland und das europäische Ausland produzieren sollen. Immer wieder wird das Hörfunkprogramm erweitert, seit 1962 wird zusätzlich auf Persisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Serbisch und Kroatisch gesendet. 1963 folgt beispielsweise Kisuaheli und Indonesisch, 1964 Hindi und Urdu, 1970 Paschtu und Dari. Seit den 1960er Jahren produziert die Deutsche Welle auch ein Fernsehprogramm.
Rundfunkgeschichte vom 02. Mai
Der Rundfunk ist extrem wichtig im Krieg – und nach dem Krieg. Daher ist klar, dass das Haus des Rundfunks in Berlin ein wichtiges Ziel der vorrückenden Roten Armee im Frühjahr 1945 ist.
Am 30. April hisst ein sowjetischer Soldat auf dem Brandenburger Tor als Siegeszeichen die Rote Fahne und Adolf Hitler erschießt sich im Bunker seiner Reichskanzlei. Der Propaganda- und Durchhaltefunk verstummt, der sich in den letzten Tagen des NS-Regimes noch mit dem Attribut „Kampfsender Berlin“ schmückt. Die deutschen Soldaten bekommen den Befehl, das Haus des Rundfunks zu sprengen, doch sie führen ihn nicht aus. Noch etwa 30 bis 40 Mitarbeiter harren aus, beenden von sich aus am 1. Mai den Sendebetrieb.
Das riesige Gebäude ist unversehrt. Die Rote Armee weiß um die Bedeutung, will möglichst schnell wieder Rundfunksendungen anbieten. Eine Rote-Armee-Einheit unter dem Kommando von Major Popov, selbst Fachmann für Hochfrequenztechnik, findet am 2. Mai morgens den expressionistischen Klinkerbau völlig verlassen. Popov kennt sich in dem weitläufigen Komplex gut aus: er war von 1931 bis 1933 Volontär beim Reichsrundfunk gewesen. Der 2. Mai wird zu einem wichtigen Datum für den Rundfunk in der deutschen Hauptstadt. Unter Popovs Führung wird das Funkhaus schnell wieder in Betrieb genommen und die Sendemasten in Tegel werden instandgesetzt, so dass am 13. Mai der - noch improvisierte - Sendebetrieb wiederaufgenommen werden kann.
Die Schlüsseljobs im Funkhaus bekommen von Anfang an moskautreue KPD-Funktionäre. Zum ersten Intendanten des neuen „Berliner Rundfunks“ wird der damals 33-jährige Hamburger Kommunist Hans Mahle ernannt, der sich während des Exils seine Sporen beim Moskauer Rundfunk und als stellvertretender Chefredakteur des „Senders Freies Deutschland“ verdient hat.
Rundfunkgeschichte vom 01. Mai
Ohne das Komprimierungsverfahren mp3 wäre es kaum möglich, große Mengen an Audio zu transportieren oder zu speichern. Klar ist, dass ohne mp3 weder modernes Musikstreaming noch Podcasting möglich wäre. Doch wann hat mp3 Geburtstag? Ganz genau weiß man es nicht, denn die Entwicklung hat viele Jahre gedauert. Aber im Mai 1995 wurde die englischsprachige Norm EN ISO/IEC 11172-3:1995 veröffentlicht. Der deutsche Titel: „Informationstechnik - Codierung von bewegten Bildern und damit verbundenen Tonsignalen für digitale Speichermedien bis zu 1,5 Mbit/s – Teil 3“. Daher nehmen wir doch mal den 01. Mai als Stichtag, oder?
Eigentlich heißt das Verfahren MPEG-1 Audio Layer III oder MPEG-2 Audio Layer III. Es bedient sich der Psychoakustik. Der Mensch kann beispielsweise zwei Töne erst ab einem gewissen Mindestunterschied der Tonhöhe voneinander unterscheiden, vor und nach sehr lauten Geräuschen kann er für kurze Zeit leisere Geräusche schlechter oder gar nicht wahrnehmen. Der Trick ist nun, dass nur für den Menschen wahrnehmbare Signalanteile gespeichert werden. Dadurch wird die Datenmenge stark reduziert, die wahrgenommene Audioqualität aber nur kaum oder gar nicht verringert. Der Kodierer muss also das originale Tonsignal nach festgelegten Regeln so aufzubereiten, dass es weniger Speicherplatz benötigt, aber für das menschliche Gehör noch genauso klingt wie das Original.
Eine Datenrate von 192 kbit/s ermöglicht eine gute Audioqualität, die Kompressionsrate gegenüber der Audio-CD liegt bei ziemlich eindrucksvollen 85 Prozent. Entwickelt wurde das Verfahren maßgeblich in Deutschland, unter der Leitung von Karlheinz Brandenburg und Hans-Georg Musmann am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen sowie an der Uni Erlangen-Nürnberg. Nachdem die Patente in Europa 2012 und den USA 2017 ausgelaufen sind, ist der der Standard frei verfügbar.
Rundfunkgeschichte vom 29. April
Ein Weihnachtslied kann auch ein geheimes Zeichen sein – jedenfalls, wenn es Ende April ausgestrahlt wird. Mag sein, dass es am Nordpol noch passt, aber nicht im tropischen Südostasien. Aber der US-Militärradiosender in Saigon spielt den Song am Morgen des 29. April 1975. Die in der Stadt verbliebenen US-Bürger und andere westliche Ausländer wissen, was das Signal zu bedeuten hat: Die heiße Phase der Evakuierung ist gekommen, der Vietcong steht kurz vor der Stadt und damit vor dem Sieg im Vietnamkrieg.
Schon Ende März beginnt die US-Botschaft in Saigon damit, das eigene Personal, die familien und andere Ausländer auszufliegen. Doch am 4. April kommt es dabei zu einer Katastrophe: Ein Transportflugzeug vom Typ C-5 Galaxy muss notlanden, 130 Menschen sterben. Zurückgegriffen wird daher auf kleinere Maschinen, in denen aber weniger Menschen Platz finden. Auf dem Flughafen von Saigon spielen sich dramatische Szenen ab. Nach einem Raketenangriff sind auch die Startbahnen zerstört, nun geht die Evakuierung nur noch per Hubschrauber. Diese fliegen aufs Meer und zu den dort wartenden Flugzeug- und Hubschrauberträgern. Es ist die Operation „Frequent Wind“ - eingeleitet vom Song „White Christmas“.
Rundfunkgeschichte vom 27. April
Hören Außerirdische auch gerne Radio? Diese Frage kann man noch nicht beantworten. Aber fest steht, dass es Radiosignale im Weltall gibt! Der Ingenieur Karl Guthe Jansky berichtete 1933, dass er solche Signale empfangen habe, mit einer großen Richtantenne. Er sollte nämlich im Auftrag der Telefongesellschaft Bell Phone Störsignale im Kurzwellenband erforschen. 1932 entdeckte er Rauschsignale, die einmal am Tag ein Maximum erreichten und dieser Zeitpunkt verschob sich jeden Tag um vier Minuten. Das führte ihn zu der Erkenntnis, dass die kosmische Quelle des Radiosignals außerhalb des Sonnensystems liegen musste. Seine Geräte zeigten an, dass die Radiosignale aus dem Sternbild Schütze kamen. Heute weiß man, dass dort das Zentrum unserer Milchstraße liegt.
Rundfunkgeschichte vom 26. April
Den ersten Wetterbericht im Radio sendet die Radiostation WEW in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri am 26. April 1921. Der Sender wird von der Universität St. Louis betrieben.
Schon 1912 hat die Uni begonnen, Wetterinformationen per Funk über die experimentelle Sendeanlage 9YK auszustrahlen. Diese Station ist während des Ersten Weltkriegs abgeschaltet worden, die Uni dient als Ausbildungsstätte für die Funker des Militärs. In der Nachkriegszeit wird auch Sprache und Ton übertragen, noch bevor der Sender offiziell eine Lizenz erhält.
In Großbritannien sind schon 1911 maritime Wetterinformationen über Funk abgesetzt worden, sie richten sich aber nur an Schiffe, nicht an das allgemeine Publikum.
Rundfunkgeschichte vom 25. April
Der italienische Radiopionier Guglielmo Marconi wird am 25. April 1874 geboren. Sein Vater ist ein Landadeliger, seine Mutter entstammt der irischen Familie, die mit dem Jameson-Whiskey reich geworden ist.
Schon mit 20 beschäftigt er sich zunächst mit den theoretischen Arbeiten von Heinrich Hertz zu elektromagnetischen Wellen. Er macht viele Experimente, um mit einem Knallfunkensender größere Distanzen zu überbrücken. In England unternimmt er erste Sendeversuche, die in Fachkreisen viel beachtet werden. Genannt wird die Technik „spark telegraphy“, also Funkentelegrafie, später kurz Funkübertragung. Er gründet die „Wireless Telegraph and Signal Company“ in London. Fun fact: Sieben der ersten acht Teilhaber an der Firma stammen aus der Whiskeybranche! Warum das? Nun, Marconis Mutter hatte da wohl die Finger im Spiel.
1899 gelingt Guglielmo Marconi die erste internationale Radioübertragung zwischen England und Frankreich. Er sendet über den Ärmelkanal vom Leuchtturm von South Foreland bei Dover nach Wimereux. Die erste öffentliche transatlantische Kommunikation klappt vier Jahre später über eine Distanz von 3840 Kilometer. Die Resonanz in der Öffentlichkeit ist riesig! Er schafft es beinahe, ein weltweites Monopol für die Fernübertragung von Nachrichten zu errichten. Später beschäftigt Marconi sich auch mit Kurz- und Mikrowellen. 1909 bekommt er zusammen mit Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik, beide gelten als die wichtigsten Erfinder des Rundfunk-Zeitalters.
Großes Glück hat der Wissenschaftler mehrmals: Marconi wird als Gratifikation eine kostenlose Reise auf der Jungfernfahrt der „Titanic“ angeboten. Doch er nimmt drei Tage früher die „Lusitania“, da es an Bord dieses Schiffs eine Stenografin gibt und er Schriftverkehr erledigen will. Im April 1915 ist Marconi bei der letzten abgeschlossenen Ozeanüberquerung der „Lusitania“ an Bord – bei der Rückfahrt wird der Ozeanriese von einem deutschen U-Boot versenkt.
1937 stirbt Marconi an einem Schlaganfall. Zu seinem Gedenken wird der gesamte Funkverkehr weltweit für zwei Minuten ausgesetzt.
Rundfunkgeschichte vom 24. April
Eine Ära geht am 24. April 1959 zuende: Die Samstagabend-Show „Your Hit Parade“ wird zum letzten Mal ausgestrahlt, nach 24 Jahren im Radio und neun Jahren im NBC-Fernsehen. Gesponsert übrigens von den Lucky Strike-Zigaretten von American Tobacco – heute irgendwie unvorstellbar.
Jede Woche stellt die Show die populärsten und meistverkauften Songs der Woche vor. Ein Format, das es seitdem in vielen Formen und Farben gibt.
Die finale Hitparade 1959: Elvis Presley, „I Need Your Love Tonight“ (Platz 5), Brook Benton, „It's Just A Matter Of Time“ (Platz 4), Ricky Nelson, „Never Be Anyone Else But You“ (Platz 3), Dodie Stevens, „Pink Shoe Laces“ (Platz 2) und auf Platz 1 die Fleetwoods mit „Come Softly To Me.“
Rundfunkgeschichte vom 23. April
Es hat die Musikindustrie komplett umgekrempelt: das Streaming. Musste man früher Platten, CDs oder wenigstens noch Dateien kaufen, kann man heutzutage Musik überall hören, wo man Internet hat. Der erfolgreichste Musikdienst ist Spotify, gegründet im April 2006 in Stockholm. 50 Millionen Songs und 500000 Podcast-Episoden sind auf dem Dienst abrufbar, man kann Listen mit den Favoriten anlegen und so sogar eine Art eigenen Radiosender basteln.
Alle angebotenen Musikstücke werden von Musiklabels zur Verfügung gestellt und von diesen lizenziert. Die Lizenzgebühren werden auf zwei Arten finanziert: Entweder bezahlen Kunden ihr Konto mit einem Abonnement, oder sie müssen Werbeeinblendungen akzeptieren. Ihren Service gestartet hat die Firma 2008, in Deutschland 2012, mittlerweile hat er weltweit nach eigenen Angaben 271 Millionen Nutzer.
Gewinn allerdings hat Spotify noch nicht gemacht, sondern nur Milliardenverluste. Firmengründer Daniel Ek setzt darauf, diejenigen Nutzer für ein Premium-Modell zu gewinnen, die bisher das kostenlose Free-Modell nutzen. Und er hofft, dass die Anleger die Geduld behalten und lieber auf das starke Wachstum und die Dominanz der Firma im Streamingmarkt schauen als auf die Gewinn- und Verlustrechnung.