Rundfunkgeschichte vom 05. Juni
Elvis Presley sorgt 1956 für einen handfesten Skandal: In der „The Milton Berle Show“ lässt er bei einer Darbietung von „Hound Dog“ die Hüften lasziv kreisen. Das sorgt für USA-weites Entsetzen. Eine restaurierte Aufzeichnung ist hier zu sehen – einem Fan ist es gelungen, aus mehreren erhaltenen Filmen eine gute Fassung zu destillieren:
https://www.youtube.com/watch?v=WJnVQDA9rHA
Als Elvis Presley als nächstes in der „Ed Sullivan Show“ auf CBS auftritt, ist die Kamera nur auf sein Gesicht und seinen Oberkörper gerichtet. Kreisende Hüften im Fernsehen sollen so verhindert werden!
Rundfunkgeschichte vom 05. Juni
An diesem Datum schließen sich im Jahr 1950 die Sender BR, HR, SDR, SWF, Radio Bremen und NWDR zur ARD zusammen, der „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten“. Es geht um einen Austausch von Programmen. Der gesellschaftliche Auftrag der ARD umfasst Angebote der Information, der Bildung, der Beratung und der Unterhaltung. Sie sind frei und unverschlüsselt für jeden empfangbar. Das Deutsche Rundfunkarchiv nennt übrigens als eigentliches Gründungsdatum den 9. Juni, zum Teil wird auch vom 05.08. gesprochen. Fest steht: 1950 ging es los!
Heute haben die Landesrundfunkanstalten der ARD zusammen rund 23000 festangestellte Mitarbeiter, sie veranstalten elf Fernsehprogramme und 55 Hörfunkprogramme. Das Gesamtbudget der neun Anstalten beträgt pro Jahr rund 6,3 Milliarden Euro. Die Mitglieder der ARD sind mit etwa 100 eigenen Hörfunk- und Fernsehkorrespondenten an 30 Orten der Welt ständig präsent.
Rundfunkgeschichte vom 04. Juni
Im Jahr 1943 wird Capitol Records gegründet, eine Plattenfirma, die die PR für Schallplatten revolutionieren wird. Die Väter der Firma sind der Songwriter Johnny Mercer, Filmproduzent Buddy DeSylva und Glenn E. Wallichs, der Eigentümer einer Kette von Musikfachgeschäften. Auf dem Golfplatz hatten sie darüber geredet, wie man hochwertige Musik besser vermarkten könnte, so kamen sie zusammen.
Wallichs hat die Idee, bekannten Djs von Radiosendern die neuerscheinenden Schallplatten kostenlos zuzuschicken. Das kurbelt die Verkäufe massiv an, weil mehr Sender die Musik des Plattenlabels spielen. Wallichs stirbt 1971 im Alter von 61 Jahren
Rundfunkgeschichte vom 01. Juni
Die Radiohörer im Deutschen Reich verlieren am 1. Juni 1941 eine beliebte Orientierungshilfe: sämtliche Rundfunkzeitschriften müssen ihr Erscheinen einstellen. Das Papier ist knapp, so die offizielle Begründung des Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Das gewünschte Lieblingsprogramm zu finden, ist aber über die Jahren in Hitler-Deutschland auch immer leichter geworden, aus zwei Gründen:
- von allen Reichssendern wird seit Juli 1940 ein Einheitsprogramm ausgestrahlt, die einzelnen Regionalsender haben über den Tag verteilt nur kleinere Fenster – insgesamt drei Stunden – zur eigenen Verfügung
- nach dem Einstellen der Programmzeitschriften bleibt das Sendeschema einfach erhalten
Von den 21 Stunden Reichseinheitsprogramm sind 13 Stunden mit Musik gefüllt, acht Stunden sind Wortsendungen gewidmet. Über den Tag verteilt gibt es immer wieder Nachrichtensendungen, dazwischen beispielsweise ein Frühkonzert, eine Gymnastiksendung der körperlichen Ertüchtigung, mal Unterhaltungs-, mal Volks-, mal Kammermusik. Doch die Programminhalte sind alles andere als harmloses Geplänkel: Es gibt auch den „Wehrmachtsbericht“ oder die Sendung „Hitlerjugend singt und spielt“ am frühen Abend. Zwischen 18.30 Uhr und 20.15 Uhr folgte ein langer Wortblock mit „Aus dem Zeitgeschehen“, den „Frontberichten“ und der „Politischen Zeitungs- und Rundfunkschau“.
Rundfunkgeschichte vom 31. Mai
Am 31. Mai 1949 versammeln sich 35000 Menschen im Stadion der New York Yankees – aber nicht für ein Spiel, sondern um eine Radiomoderatorin zu ehren, Mary Margaret McBride. Heute ist ihr Ruhm verblasst, aber in den 1940er Jahren ist sie die „First Lady des Radios“. Jeden Tag hören ihr Programm, das Hausfrauen als Zielgruppe hat, zwischen sechs und acht Millionen Zuhörer.
Mary Margaret McBride hat ihren eigenen Interviewstil und sie bekommt alle vor das Mikrofon: Schauspielerinnen, Künstler, Politiker. Natürlich wird in einer derart erfolgreichen Sendung auch Werbung geschaltet, allerdings akzeptiert sie nur Werbung für Produkte, die sie persönlich für gut befunden hat. Tabak- und Alkoholwerbung lehnt sie kategorisch ab. Für ihre Verdienste wird McBride später ein Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“ verliehen.
Rundfunkgeschichte vom 29. Mai
Comedian Bob Hope wird am 29. Mai 1903 in London geboren, kommt mit vier Jahren mit seiner Familie in die USA. Er ist Schauspieler, Sänger, Tänzer, Athlet und Autor. Seine Karriere dauert 80 Jahre, er spielt in 70 Filmen mit, in 54 spielt er die Hauptrolle. 19 Mal moderiert er die Oscar-Verleihung, öfter als alle anderen, und schreibt 14 Bücher.
Ab 1934 hört man ihn im Radio, schnell kommt er zum Film. Sein Timing ist berühmt, er kann in irrsinniger Geschwindigkeit Witze reißen, oft auch solche auf seine eigenen Kosten. Für NBC ist er in ungezählten TV-Sendungen zu sehen – übrigens ist er der erste, der Schlagwort-Karten, auf denen das Wichtigste notiert ist. Zwischen 1941 und 1991 unternimmt er 57 Tourneen, in denen er US-Militärangehörige unterhält, auch das ein Rekord.
In Rente geht Bob Hope 1997, sechs Jahre später stirbt er, im Alter von 100 Jahren. Hier zur Erinnerung Hopes Monolog der Oscars 1975: https://www.youtube.com/watch?v=cRSAhrqpTBI
Rundfunkgeschichte vom 28. Mai
Scherzanrufe sind auch heute im Radio gerne gehört – einen der ersten hat es am 28. Mai 1958 gegeben. Die Zutaten: zwei rivalisierende Radiosender in New York City, der spätere französische Präsident Charles de Gaulle und eine Stewardess. Dazu später.
Der eine Sender, 1010WINS jedenfalls veräppelt den Rivalen WMGM 1050 AM ganz gewaltig. Der kleinere Sender WMGM ist erpicht darauf, den größeren Sender WINS auszustechen. Und das große Nachrichtenthema an diesem Tag ist der Zusammenbruch der französischen Regierung. Die WMGM-Nachrichtenredaktion beschließt, alles auf eine Karte zu setzen. Der Sprecher kündigt an: „Möglicherweise wird heute eine neue Regierung mit General de Gaulle an der Spitze gebildet. WMGM hat eine Fernverbindung nach Übersee zu General de Gaulle, um Ihnen ein direktes Interview zu bringen…“
Als ob de Gaulle ans Telefon geht, wenn ein New Yorker Radiosender anruft. Auch bei WINS hört man die großspurige Ankündigung… Und tatsächlich klingelt kurz darauf bei WMGM das Telefon, eine Telefonistin aus Übersee ist dran - zumindest behauptet sie das. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Der angebliche General mit tollem französischem Dialekt besteht darauf, live auf Sendung genommen zu werden und das passiert dann auch. Zu hören im gesamten Nordwesten der USA.
Nach einigen Fragen des Interviewers allerdings fragt der angebliche General de Gaulle: „Monseuir, können Sie mir noch einmal sagen, mit wem ich hier spreche?“ Oha, die Antwort WMGM gefällt ihm nicht: „WMGM?“, wiederholt der angebliche General. „Jeder weiß doch, dass der beste Radiosender in New York WINS ist.“ Dann schrie er: „Viva la France!“ Es folgt hysterisches Gelächter.
Die Zeitungen sind voll von dem Vorfall, WMGM ist stinksauer. Und was macht WINS? Den ganzen Nachmittag über sagen die Moderatoren die Zeit auf Französisch an! Am Tag danach eine weitere Beleidigung, bei WMGM trifft ein Telegramm ein, nachweislich verschickt aus Paris. Es lautet: „Ich wurde unterbrochen. Was ist passiert? --Charles de Gaulle.“
Es vergehen sage und schreibe 26 Jahre, bis ein stellvertretender Programmdirektor von WINS gesteht, dass man bei der Konkurrenz angerufen hat – komplett mit „voraufgezeichnetem transatlantischem Rauschen“. Die Idee hatte der WINS-Nachrichtenchef Tom O'Brien. Und das gefälschte Telegramm verschickte seine Verlobte, eine Stewardess, die in Paris arbeitete…
Rundfunkgeschichte vom 27. Mai
Ein legendäres Unternehmen wird 1903 gegründet: Telefunken. Es baut Sende- und Empfangsgeräte für die Funktelegrafie und den Rundfunk. Gegründet wird es als Gemeinschaftsunternehmen, weil sich zwei Firmen über Patente stritten: Siemens und AEG. Beide hatten nämlich Techniken zur drahtlosen Nachrichtenübermittlung entwickelt, die eine für die Kaiserliche Marine, die andere für das Heer. Insgesamt hielt Telefunken um die 20000 Patente.
Rundfunkgeschichte vom 24. Mai
"Germany 12 points – Allemagne 12 points – Deutschland 12 Punkte" – das hören die Musikfans gerne beim Eurovision Song Contest (ESC). Der erste europäische Sangeswettbewerb findet am 24. Mai 1956 statt,
Beschaulich geht es zu, im Kurhaus Lugano in der neutralen Schweiz. Es gibt noch keine Punktetabelle und die Wertungen bleiben geheim. Jede teilnehmende Nation schickt zwei Jurymitglieder, und die bewerten jeden einzelnen Song – auch die Titel des eigenen Landes. Richtig, die Titel, denn jedes Land darf zwei einreichen, nicht wie später nur einen.
Nur sieben Länder nehmen teil: Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz. Auch Großbritannien, Dänemark und Österreich wären gerne dabei gewesen, haben aber leider den Anmeldeschluss verpasst. Ups! Es gewinnt 1956 Lys Assia aus der Schweiz mit „Refrain“.
Mit der Beschaulichkeit ist es danach schnell vorbei. Beim ESC sind die Rundfunkanstalten aller Staaten der EBU teilnahmeberechtigt. Dieser Rundfunkunion gehören mehrheitlich Europäische und einige Radio- und Fernsehstationen benachbarter Staaten an. Der ESC erreicht dabei jedes Jahr über 180 Millionen Zuschauer weltweit.
Rundfunkgeschichte vom 23. Mai
Eine politische Debatte wird erstmals 1922 im Radio übertragen. Die Station WJH aus Washington, D.C. ließ zwei Vertreter der Pro- beziehungsweise Contra-Meinung über die Einführung der Sommerzeit debattieren. US-Präsident Warren G. Harding wollte den Arbeitsbeginn für die Regierungsmitarbeiter auf acht Uhr früh verlegen, damit das Tageslicht besser ausgenutzt werden konnte. Das Motto der Kampagne: „Daylight Saving Time is an advantage“. Er konnte sich letztendlich damit aber nicht durchsetzen, nur sehr wenige Leute wollten freiwillig früher aufstehen, der Plan wurde zu den Akten gelegt.