Rundfunkgeschichte vom 17. Juni
Der deutsche Hochfrequenztechniker und Funkpionier Hans Bredow verwendet 1921 zum ersten Mal öffentlich die deutsche Bezeichnung „Rundfunk“ für das bisher überall gebräuchliche Wort „Radio“. Bredow spricht auf der Hauptversammlung der „Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft“ am 17. Juni 1921. Kurz zuvor ist er zum Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen ernannt worden. Schnell beginnt er mit der Organisation eines öffentlichen Rundfunks. Schon 1922 wird der „funktelephonische Dienst“ gegründet, der Wirtschaftsnachrichten übermittelt. Im Jahr darauf wird der Blitzfunkverkehr für Eilmeldungen mit besonders wichtigen Informationen aufgenommen und es werden die ersten Sendungen zur Unterhaltung im Rundfunk ausgestrahlt.
Als die Nazis am 30. Januar 1933 in die Regierung eintreten, reicht Bredow seinen Rücktritt ein. Als seine engsten Mitarbeiter verhaftet werden, bittet er in einem Telegramm an Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Hitler um ihre Freilassung - im Falle der Ablehnung verlangt er, ihr Schicksal zu teilen. Daraufhin wird auch er verhaftet und 16 Monate in U-Haft festgehalten.
Rundfunkgeschichte vom 16. Juni
Radiopionier Edwin Howard Armstrong kann am 16. Juni 1934 einen großen Erfolg feiern: Er überträgt ein Radiosignal mit Hilfe der Frequenzmodulation vom Empire State Building in New York City nach Long Island. 70 Meilen ist die zurückgelegte Strecke, also 112 Kilometer.
Erfinder Armstrong, geboren 1890, lässt sich 1914 die regenerative Schaltung patentieren, 1918 den Überlagerungsempfänger und 1922 die superregenerative Schaltung. In den Jahren 1927 bis 1933 reicht er vier Patente ein, die sich mit der Technik der Frequenzmodulation beschäftigen, und am 26. Dezember 1933 erhält er sie. Später experimentiert er für den Konzern RCA. Von Mai 1934 bis Oktober 1935 führt er die ersten großen Feldversuche von einem Labor aus durch, das RCA im 85. Stock des Empire State Building errichtet hat. Eine an der Spitze des Turms angebrachte Antenne sendet dabei Radiowellen an Empfänger, die 120 Kilometer entfernt sind.
RCA erkennt allerdings die Tragweite nicht: da der Konzern sich auf Fernsehübertragung konzentrieren will, kauft er die Patente für die FM-Technologie nicht. Da werden sich einige Bosse geärgert haben: Eine Präsentation der neuen Technologie am 17. Juni 1936 im Hauptquartier der Federal Communications Commission (FCC) macht nämlich Schlagzeilen: Armstrong spielt eine Jazz-Platte über konventionelles AM-Radio ab und schaltet dann auf eine FM-Übertragung um. Ein Reporter notiert: „Hätten die 50 Zuhörer ihre Augen geschlossen, hätten sie geglaubt, die Jazzband sei im selben Raum. Es gab keine Fremdgeräusche.“ Mehrere Fachleute nennen die Erfindung „eine der wichtigsten Radioentwicklungen seit der Einführung der ersten Kopfhörer“.
Seine Schrift „A Method of Reducing Disturbances in Radio Signaling by a System of Frequency Modulation“ („Eine Methode, um Störungen in Rundfunksignalen zu reduzieren mit Hilfe der Frequenzmodulation“ stellt er am 6. November 1935 vor, es wird 1936 veröffentlicht. Breitband-FM erfordert eine größere Signalbandbreite als die bis dahin genutzte Amplitudenmodulation, damit ist es robuster gegen Rauschen und Störungen.
Armstrong selbst investiert in Sender und Empfänger, doch der Lizenzverkauf läuft nur schleppend. Der Zweite Weltkrieg unterbricht auch viele Investitionen. Die Aufsichtsbehörde FCC ändert dann auch noch den für das Radio vorgesehenen Frequenzbereich von um die 40 Mhz auf 88–108 Mhz. Dadurch werden mehr als eine halbe Million UKW-Radios und ca. 50 UKW-Sendestationen unbrauchbar. Für Armstrong eine Katastrophe, aus dem er nur einen Ausweg sieht. Den Erfolg der UKW-Technik kann er so leider nicht mehr miterleben.
1954 stürzt sich der Erfinder verzweifelt aus einem Hochhaus, im Glauben, versagt zu haben. Er liegt komplett falsch, im Rückblick wird er von manchen als der produktivste und einflussreichste Erfinder der Radiogeschichte angesehen.
Rundfunkgeschichte vom 15. Juni
Der österreichische Ingenieur Otto Nussbaumer übermittelt 1904 auf einer Wellenlänge von 18 Metern drahtlos eine musikalische Darbietung – das Dachsteinlied erklingt, die Landeshymne der Steiermark. Es ist die erste Radiosendung weltweit, gesendet vom Institut für Physik der Technischen Hochschule Graz aus.
Nussbaumer benutzt einen Löschfunkensender. Damit ist es möglich, piepsende Töne zu übertragen. Die Morsetaste am Sender ersetzte der Ingenieur durch ein Mikrofon und am Empfänger den Fernschreiber durch einen Kopfhörer.
Weder er selbst noch der Ordinarius des Physikalischen Instituts, Albert von Ettingshausen, erkennen wie wichtig das Experiment ist. Daher melden sie auch kein Patent an. Wenige Jahre darauf sind es Ferdinand Braun und Guglielmo Marconi, die für ihre Verdienste um die drahtlose Telegraphie mit dem Nobelpreis für Physik gewürdigt werden.
Rundfunkgeschichte vom 14. Juni
Am 14. Juni 1983 um Mitternacht beginnt in Spanien ein neues Radiozeitalter: Radio El País beginnt den Sendebetrieb, es ist der erste spanische Privatsender, eingerichtet vom größten spanischen Zeitungskonzern. Angeschlossen sind 19 Lokalradios. Der erste Song, der „on air“ geht, ist „Power to the People“ von John Lennon.
Das Zielpublikum des Senders sind jüngere Leute zwischen 20 und 35 Jahren, aus der mittleren und oberen sozialen Schicht. Es ist auch ein Radiosender mit einer starken Präsenz bei Hörern mit höherer Schul- und Universitätsausbildung, wo er in der Rangliste der Radiosender den zweiten Platz belegt.
An die 6000 Bewerber melden sich, als die spanische Regierung kurz vor dem Jahreswechsel überraschend die Lizenzvergabe ankündigt. 1987 zieht sich die El País-Gruppe zurück, der Sender wird in Radio Minuto umbenannt. Im Januar 1994 wird es ein Cadena SER-Sender, der zunächst Radio Madrid 2 und dann Radio Madrid FM heißt.
Rundfunkgeschichte vom 12. Juni
Der erste Podcast wird schon im Jahr 2000 veröffentlicht, noch unter dem Begriff „Audioblogging“. Den Begriff „Podcast“ erfindet Ben Hammersley 2004, unklar ist aber, an welchem Tag genau. Daher nehmen wir den 12. Juni 2005 als Stichtag – an diesem Tag wird nämlich der Begriff zum „Wort des Jahres“ des Oxford Dictionary ernannt. Ein Podcast enthält eine Serie von Mediendateien, also Audio- oder auch Video-Dateien, die man abonnieren kann, beispielsweise über einen rss-Feed.
Als Erfinder des Podcastings gelten Tristan Louis, der das Konzept im Jahr 2000 erstmals vorschlägt, und Dave Winer, der es als Erster umsetzte. Der ehemalige MTV-Moderator Adam Curry gilt auf Produzentenseite als Pionier des damals noch „Audioblogging“ genannten Verfahrens.
2005 springt Apple auf den Zug auf und verschafft dem Podcasting den Zugang zu einem Massenpublikum, da es die technische Möglichkeit in die bereits weit verbreitete Software iTunes integriert. Der tragbare Digital-Audio-Player iPod hat bereits für die Namensgebung Pate gestanden, denn das Wort „podcast“ setzt sich zusammen aus „pod“ und der Bezeichnung Broadcast.
In der Anfangszeit ist Podcasting nur etwas für eine kleine Gemeinschaft von Enthusiasten, erst langsam bilden sich themenorientierte Sendungen heraus. Schnell vertreten sind Musiksendungen. Auch Zeitungen und Zeitschriften bieten bald im Rahmen ihres Onlineangebots Podcasting an, mit aufgenommenen Sendungen und mit über Sprachsynthese vorgelesenen Artikeln.
Rundfunkgeschichte vom 11. Juni
Der Sender Beromünster in der Schweiz nimmt 1931 seinen Betrieb auf. In den ersten Jahren hat die Sendeanlage für die Mittelwelle eine Sendeleistung von 60 kW. 1937 wird diese auf 100 kW erhöht, was dazu führt, dass Radio Beromünster in ganz Europa empfangen werden kann. Bekannt wird der Sender durch die Beschriftung auf der Frequenzskala der Rundfunkgeräte - Beromünster wird zu einem Synonym für unabhängige Information.
Konzipiert ist der Sender als Einschaltmedium und nicht als durchhörbares Begleitprogramm. Oft gibt es abrupte Programmwechsel – von Marschmusik hin zu staatspolitischen Informationen und weiter zu Kindersendungen.
Das Medium Radio spielt eine wichtige Rolle für die NS-Propaganda, ausländische Sender sind den Nazis ein Dorn im Auge. Kein Wunder, dass es während des 2. Weltkriegs im Deutschen Reich bei Androhung von Gefängnis verboten ist, den Sender Beromünster zu hören – seine Inhalte widersprechen der NS-Propaganda. Wie die britische BBC gilt Radio Beromünster als „Feindsender“. Trotzdem wird der Sender im Geheimen gehört. Die wichtigste Stimme des Sender ist der Historiker Jean Rudolphe von Salis, dessen „Weltchronik“ jeden Freitagabend um 19 Uhr ausgestrahlt wird.
Aus Radio Beromünster wird 1964 der Sender DRS. Es gibt stündliche Nachrichten, Lokalsendungen, magazinartige Begleitprogramme. Als Programm verschwindet Radio Beromünster Anfang 1967 - die Programmansage „Schweizerischer Landessender Beromünster“ wird durch „Schweizer Radio“ ersetzt. Als technische Anlage dient der Mittelwellensender noch mehrere Jahrzehnte zur Verbreitung von Sendungen. Die Übertragung auf Mittelwelle 531 kHz wird erst zum Jahresende 2008 abgeschaltet.
Rundfunkgeschichte vom 09. Juni
Am 9. Juni 1929 wird zum ersten Mal eine Sendung „on air“ gelassen, die mittlerweile die älteste noch regelmäßig ausgestrahlte Radiosendung der Welt ist: Das „Hamburger Hafenkonzert“. Das erste Konzert wird von Bord des Dampfers Antonio Delfino ausgestrahlt, damals noch von der Nordischen Rundfunk AG (NORAG).
Das Konzept einer Sendung mit betont maritimem Charakter geht auf. Ursprünglich ist es eine reine Musiksendung, die am frühen Sonntagmorgen live von Orten gesendet wird, die eng mit der Seefahrt verbunden sind, so zum Beispiel von im Hamburger Hafen vor Anker liegenden Schiffen. Das Konzept wird jedoch schon bald durch zusätzliche Elemente erweitert, wie beispielsweise Interviews, Reportagen und Erzählungen von Seemannsgarn.
Da die Sendung sehr beliebt ist, wird sie nach und nach von immer mehr Sendern übernommen. Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 1947 wird kein Konzert ausgestrahlt, danach wird die Tradition wieder aufgenommen. Die musikalische Bandbreite verändert sich auch immer wieder: ursprünglich wird nur Orchester- und Instrumentalmusik dargeboten, später kommen auch Gesangsinterpreten zu ihrem Recht. Treten früher Heidi Kabel und Freddy Quinn auf, so steht jetzt beispielsweise Santiano auf der Bühne.
Bis heute wird das Hamburger Hafenkonzert am frühen Sonntagmorgen zwischen 6 und 8 Uhr gesendet. Abends um 19 Uhr wird das Konzert wiederholt. Das Programm beginnt traditionell mit dem Glockengeläut des Hamburger Michels sowie dem Traditionsmarsch Anchors Aweigh. Im Gegensatz zu früher sind heute die meisten Sendungen nicht live, sondern aufgezeichnet.
In jüngerer Zeit wurde auch in anderen Ländern und sogar außerhalb Europas produziert. Im Gegensatz zu den früheren Direktübertragungen sind jedoch heute auch die meisten Sendungen aufgezeichnet.
Rundfunkgeschichte vom 08. Juni
Der 8. Juni 1924 geht in die Radiogeschichte ein als der Tag, an dem zum ersten Mal über einen politischen Kongress berichtet wird. Es ist Radioreporter Graham McNamee, der sich vom Parteitag der Republikaner aus Cleveland, Ohio, meldet. Es ist das erste Mal, dass in diesem neuen Medium über eine politische Veranstaltung dieser Art berichtet wird.
McNamee ist ein Pionier des US-amerikanischen Radios. Bekannt wird er durch die Übertragungen zahlreicher Sportereignisse, darunter sind mehrere World Series, Rose Bowl-Spiele, Meisterschaftsboxkämpfe und Indianapolis 500-Rennen.
Radioübertragungen von Sportereignissen sind in den 1920er Jahren eine neue Sache, die von Zeitungsschreibern übernommen wird, weil sie ja sowieso vor Ort bei den Wettkämpfen und Spielen dabei sind. Baseball ist der beliebteste Sport in den USA, doch die Zeitungsleute berichten sachlich, oft langweilig, und ihre Berichte sind in der Vergangenheitsform, da sie immer abgegeben werden, wenn ein Spielzug beendet ist.
1923 wird McNamee beauftragt, den Sportschreibern bei ihren Übertragungen zu helfen. Eines Tages sagt ein Zeitungsschreiber zu McNamee, er solle das Spiel alleine zu Ende bringen, und geht. McNamee ist kein ausgebildeter Sportjournalist, also beginnt er sofort zu beschreiben, was er sieht, während es passiert. Es ist eine Sensation für die Zuhörer!
Später ist McNamee auch bei den großen Parteitagen dabei, bei der Amtseinführung des US-Präsidenten und bei der Ankunft des Fliegers Charles Lindbergh in New York City, nachdem er seinen Transatlantikflug nach Paris im Jahr 1927 gemeistert hat. McNamee wird sogar auf der Titelseite des Time-Magazins abgebildet, am 3. Oktober 1927. Später ist er dafür verantwortlich, die Wochenschau zu vertonen. 1942 stirbt er im Alter von 53 Jahren.
Rundfunkgeschichte vom 07. Juni
Am 7. Juni 1982 beschließt der Schweizer Bundesrat die Verordnung über lokale Rundfunkversuche, die eine befristete Kabelrundfunk-Verordnung ablösen soll. Die neuen Bestimmungen treten zum 1. Juli 1982 in Kraft und gelten für eine Versuchsphase von fünf Jahren. In dieser Zeit soll es lokalen Radiostationen erlaubt sein, Programme in einem Maximalbereich von 20 Kilometern Durchmesser zu verbreiten. Erlaubt ist auch die Werbeausstrahlung in bestimmten Grenzen.
Ein Jahr später, am 20. Juni 1983, entscheidet der Schweizer Bundesrat über diese Lokalrundfunk-Versuchsphase. Der Bundesrat bewilligt 36 Projekte für lokales Radio und sieben Lokalfernsehprojekte. Gleichzeitig erteilt der Bundesrat der öffentlich-rechtlichen SRG die Erlaubnis, ein drittes Programm des „Radios der deutschen und rätoromanischen Schweiz“ versuchsweise für drei Jahre zu produzieren und auszustrahlen.
Rundfunkgeschichte vom 06. Juni
Am 6. Juni 1850 wird in Fulda Ferdinand Braun geboren, der deutsche Physiker, Elektrotechniker und Nobelpreisträger.
1897 führt Braun das erste erfolgreiche Experiment mit einer Kathodenstrahlröhre durch. Er lässt elektrischen Strom in eine Glasröhre fließen, in der ein Vakuum herrscht. Auf einer fluoreszierenden Schicht am Boden der Röhre zeichnen sich die Spuren des Stroms ab – die Schicht leuchtet auf, wenn sie von elektrischen Strahlen getroffen wird. Das Experiment machte so die Schwingungen des Wechselstroms sichtbar. Braun erkennt, dass man mit Elektrizität Bilder zeichnen kann, wenn man das Auftreffen der Strahlen steuert. So entwickelte er die „Braunsche Röhre“ als ein schnell reagierendes Anzeige- und Beobachtungsinstrument, das erste Kathodenstrahl-Oszilloskop.
Die Röhren bilden die Grundlage für Oszillographen, Fernsehgeräte und Computermonitore. Erst Ende des 20. Jahrhunderts lösen Plasma- und LCD-Bildschirme die Röhrenbildschirme ab.