Rundfunkgeschichte vom 01. Juli

Radio Monte Carlo nimmt 1943 seinen Betrieb auf, der Sender ist damit der zweitälteste Privatsender Europas (nach Radio Luxembourg/ RTL). Die Gründungsgeschichte ist nicht sehr glorios: Die deutsche Wehrmacht will ein Propagandaradio im Süden Frankreichs etablieren, sie gründet den Sender, der vom Radiounternehmen Sofira betrieben wird. Nach der Befreiung von Nazi-Deutschland geht das Eigentum auf die Französische Republik und das Fürstentum Monaco über.

1950 gehört Radio Monte-Carlo zu den 23 Gründungssendern der European Broadcasting Union (EBU). Die Gesellschafteranteile Frankreichs übernimmt später die Groupe Fabre und von dieser NextRadioTV. Gesendet werden Informationssendungen und Talkshows, RMC hat auch etliche Sportrechte erworben und überträgt die Fußball-WM und die Formel 1.


Rundfunkgeschichte vom 29. Juni

Am 29. Juni 1888 entsteht die älteste erhaltene Musikaufnahme in Großbritannien: Colonel George E. Gouraud ist der Vertreter von Thomas Alva Edison in London. Mit dem Wachswalzen-Phonographen nimmt er Teile von Händels Oratorium „Israel in Egypt“ auf. Drei der Walzen sind noch erhalten. Aufgeführt wird das Stück von einem fast 4000-stimmigen Chor.

https://www.youtube.com/watch?v=-qDwz3JdD1c

Diese Aufführung ist Teil der Händel-Festspiele. Sie werden von der Pressetribüne im Crystal Palace aufgenommen. Der Dirigent war Sir August Manns, der ein Orchester von etwa 500 Musikern und einen Chor von über 4000 Stimmen dirigierte. Es sind die frühesten Musikaufnahmen, die erhalten geblieben sind. Leider sind die Aufnahmen in einem sehr schlechten Zustand.

Erfunden hat Edison den Phonographen schon 1877. Ursprünglich ist er für Sprachaufnahmen gedacht - eine Art Diktiergerät. Der Phonograph besteht aus einem Schalltrichter mit einer Membran, die eine kleine Nadel trägt. Diese berührt einen mit Wachs überzogenen Zylinder. Dreht man eine Kurbel, dreht sich der Zylinder und bewegt sich gleichzeitig vorwärts. Wenn man in den Trichter spricht, schwingt die Nadel im Takt der Schallschwingungen hin und her und fräst eine wellenförmige Spiralrille ins Wachs. Setzt man nun die Nadel wieder an den Anfang der Rille und dreht erneut die Kurbel, erklingt der hineingesprochene Schall – allerdings undeutlich und verzerrt - aus dem Trichter.


Rundfunkgeschichte vom 28. Juni

Junge Stimmen im Radio – das muss ja ein Erfolg werden. Das denken sich auch die Macher bei NBC im Jahr 1940, als sie am 28. Juni die Show „The Quiz Kids“ auf Sendung schicken. Die Idee der Sendung: Die Zuhörer schicken Fragen ein, die dann überprüft und schließlich öffentlich gestellt werden. Die Antworten werden von einem Gremium aus fünf Kindern gegeben, die aufgrund ihres hohen IQs, ihrer starken akademischen Interessen und ihrer ansprechenden Persönlichkeiten ausgewählt werden, aber auch aufgrund von Eigenschaften wie Gelassenheit, Schnelligkeit und Sinn für Humor.

Die Sendung läuft bis 1953 insgesamt 13 Jahre lang im Radio und von 1949 bis 1956 im NBC-Fernsehen. Etliche Quiz-Kids haben Karriere gemacht, einer der bekanntesten ist James Dewey Watson, der als Molekularbiologe das Doppelhelixmodell der Molekularstruktur der DNA entwickelt und dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird.


Rundfunkgeschichte vom 27. Juni

Es ist kurz vor den Olympischen Spielen in München, als am 27. Juni 1972 in Frankfurt/Main der so genannte "Tonstern Frankfurt" offiziell in Betrieb genommen wird, die halbautomatische Schaltzentrale der Deutschen Bundespost für Tonrundfunkübertragungen. Damit steht allen ARD-Rundfunkanstalten ein besonderes Leitungsnetz für Tonübertragungen zur Verfügung. Es gab 120 ankommende sowie 150 abgehende Leitungen.

Auch der Frankfurter Fernmeldeturm spielt eine Rolle, von dort aus werden zeitweise die Fernseh-Tonsignale der ARD-Anstalten miteinander verbunden. Der 337 Meter hohe Turm ist bei seiner Fertigstellung 1979 das höchste Bauwerk Europas. In 227 Metern ist die aus Beton, Stahl und Aluminium konstruierte Turmkanzel aufgesetzt. Darüber sind auf sieben Betonplattformen Richtfunk- und Parabolantennen untergebracht. Die Technikräume befinden sich anfangs in den beiden oberen Stockwerken der Kanzel.

Heute ist der beim Hessischen Rundfunk angesiedelte ARD-Sternpunkt die zentrale technische Schnittstelle für den Hörfunk- und Fernseh-Programmaustausch zwischen allen ARD-Anstalten, hier wird auch die Sendetechnik für das Gemeinschaftsprogramm Das Erste abgewickelt. Ob Live-Schaltkonferenz der Fußballbundesliga, Eurovision oder Zulieferungen für Das Erste – alles läuft über Frankfurt.

Über den Hörfunk-Sternpunkt wird der Austausch von Radiosendungen und Beiträgen zwischen den ARD-Anstalten disponiert und rechnergesteuert geschaltet. Für den internationalen Programmaustausch steht eine eigene Satelliten-, Sende- und Empfangsstation zur Verfügung. Anders als der Name der Einrichtung (ARD-Stern) vermuten lässt, wird heute kein stern-, sondern ein ringförmig aufgebautes Netz betrieben. Auch Telefongespräche innerhalb der ARD werden von hier weiterverbunden. Die zentrale Disposition und Schaltung von Übertragungsleitungen soll Kosten sparen und Übertragungsfehler minimieren.


Rundfunkgeschichte vom 26. Juni

Was hat „Miracle Whip“ mit einer extrem erfolgreichen US-Radiosendung zu tun? Eine ganze Menge! Denn die Salatcreme, die als Ersatz für Mayonaise 1933 auf den Markt kommt, soll mit einem modernen und innovativen Musikprogramm vermarktet werden. Die Firma Kraft Foods sponsert die Sendung "The Kraft Music Hall" auf NBC, zum ersten Mal ausgestrahlt am 26. Juni 1933. 16 Jahre lang - bis 1949 - geben sich in dieser Radiosendung die Topstars der damaligen Zeit die Klinke in die Hand. Und das nur, um eine Mixtur bekannt zu machen, die aus Wasser, Sonnenblumenöl, Essig, Zucker, modifizierter Stärke, Aromen und Verdickungsmittel besteht.

Zwei Stunden lang geht die Sendung, absolut bemerkenswert, weil die meisten Sendungen damals gerade 15 oder höchstens 30 Minuten lang dauern. Die Musik stellt Paul Whiteman zusammen, ein Superstar des Radios. Er hat ein untrügliches Gespür für neue Trends und Strömungen in der Musik und erkennt rechtzeitig das aufkeimende Jazz-Zeitalter. Seine Entscheidung, in „The Kraft Music Hall“ die besten Jazz-Musiker auftreten zu lassen, bringt Jazz, Swing und Blues in der Pop-Musik einen gewaltigen Schritt nach vorne. Allerdings: Whiteman darf keine People of Colour auftreten lassen.

1936 übernimmt Bing Crosby die Aufgabe, die Musik für die von der Salatcreme unterstützte Sendung zusammenzustellen. Er macht es zehn Jahre lang. Seine Nachfolger haben kein sehr glückliches Händchen, 1949 wird die Radiosendung eingestellt. Allerdings gibt es ein Revival als TV-Show von 1958 bis 1971, die längste Zeit moderiert von Perry Como.


Rundfunkgeschichte vom 25. Juni

Am 25. Juni 1926 wird Ingeborg Bachmann im österreichischen Klagenfurt geboren. Die Lyrikerin und Schriftstellerin gehörte der Autorenvereinigung Gruppe 47 an. Neben Gedichten und Erzählungen, Essays und einem Roman, schreibt sie auch Hörspiele für das Radio.

Ingeborg Bachmann ist 24 Jahre alt, als sie 1951 ihre Arbeit beim amerikanischen Besatzungssender Rot-Weiß-Rot beginnt - als Sekretärin in der Nachrichtenabteilung. Einige Monate darauf wechselt sie in die Hörspielabteilung des Senders. Bis zum Sommer 1953 schreibt sie elf Sendemanuskripte zur österreichischen Radio-Seifenoper „Die Radiofamilie“, je zwei weitere entstanden in Zusammenarbeit mit anderen Autoren zusammen. Bachmanns Manuskripte zu den 15 Hörspielfolgen gelten lange als vernichtet und werden erst in den 90er Jahren wiederentdeckt, im Nachlass eines Kollegen.


Rundfunkgeschichte vom 24. Juni

Am 24. Juni 1955 beginnt vor dem Obersten Gericht der DDR der Prozess „gegen Wiebach und andere“. Angeklagt sind fünf Bürger aus Ost-Berlin und der restlichen DDR, weil sie mit dem RIAS in Kontakt standen, dem Rundfunk im amerikanischen Sektor von Berlin. Vor Gericht steht also indirekt der Sender, der eine wichtige Informationsquelle für Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen DDR-Bürger ist.

Der Sender ist ein Instrument der US-amerikanischen Medienpolitik und liefert ein bewusst antikommunistisches Informations- und Unterhaltungsprogramm, ist so schnell beliebter bei den Hörern als der kommunistisch kontrollierten Ost-Rundfunk. Schon kurz nach der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit gerät der RIAS ins Visier der DDR-Mächtigen: Störsender werden aufgebaut, Desinformationskampagnen gestreut, Spitzel eingeschleust.

Die Stasi sieht in dem Sender eine Agenten-Zentrale, die „Kriegspropaganda, Wühl- und Hetztätigkeit betreibt“ - so steht es in der Anklage des DDR-Generalstaatsanwalts 1955. „Die Beschuldigten, die an der verbrecherischen Tätigkeit des RIAS maßgeblich beteiligt waren, müssen hart bestraft werden.“ Der Schauprozess ist inszeniert von der Stasi auf Geheiß des Politbüros der SED. Der Verfahren richtet sich gegen fünf Informanten des RIAS aus der DDR, willkürlich herausgesucht aus mehreren Dutzend Bürgern, die in einer Großaktion gegen so genannte „RIAS-Agenten“ verhaftet werden. Ein Spitzel hat ihre Namen im Funkhaus des RIAS ausgespäht. Betroffen sind Menschen, die per Brief oder persönlich Verbindung aufgenommen haben zu dem Sender und beispielsweise politische Nachrichten, Wirtschaftsinformationen oder Stimmungsberichte aus dem Alltag der DDR oder ähnliches weitergeleitet haben.

In die Fänge der Staatssicherheit geraten sind der 29-jährige Dekorateur Joachim Wiebach, der 28-jährige Redakteur Richard Baier und der 23-jährige Elektromeister Manfred Vogt. Auch der 45-jährige Verwaltungsangestellte Willi Gast und der 50-jährige Drogist Günther Krause wurden verhaftet und zermürbt durch Isolationshaft und Schlafentzug.

Die Stasi hält die fünf für geeignet, den RIAS als „amerikanische Spionagezentrale“ anzuprangern und die Abteilung Staatliche Organe im Zentralkomitee der SED gibt die beabsichtigten Strafen vor: zwischen acht Jahren und lebenslänglichem Zuchthaus. Doch es geschieht etwas Unfassbares: Walter Ulbricht, der Erste Sekretär des ZK der SED, vermerkt „Einverstanden“ auf dem Papier, streicht allerdings das für Joachim Wiebach vorgesehene Strafmaß durch und ersetzt „lebenslängliches Zuchthaus“ durch „Vorschlag: Todesurteil“.

In der Beweisaufnahme werden ausschließlich Belastungszeugen gehört, darunter Spitzel der Staatssicherheit. Zwei Tage dauert die Verhandlung, die Angeklagten wirken eingeschüchtert. Das Urteil wird am 27. Juni verkündet, es entspricht den Weisungen von oben. Joachim Wiebach wird mit dem Tode bestraft statt wie ursprünglich beabsichtigt mit lebenslänglichem Zuchthaus. Vollstreckt wird das Todesurteil am 13. September. Ein Gnadengesuch der Eltern wird von DDR-Präsident Wilhelm Pieck abgewiesen. Ein Abschiedsbrief an die Eltern wird nicht ausgehändigt, sondern zu den Akten genommen.


Rundfunkgeschichte vom 21. Juni

Die Firma Columbia Records stellt 1948 im New Yorker Waldorf-Astoria-Hotel die Langspielplatte vor. Der neue Tonträger kann auf zwei Seiten bis zu 45 Minuten Audioinformationen speichern. Die Langspielplatte aus Vinyl wird ein sensationeller Erfolg und schnell zum Standard der gesamten Plattenindustrie – sie verhilft dem Rock'n'Roll zum Durchbruch und begründet die DJ-Kultur.

Der Erfolg basiert darauf, dass bei einer Abspielgeschwindigkeit von 33,33 Umdrehungen pro Minute eine viel längere Spieldauer als bis dato bekannt möglich ist. Vorgestellt werden 1948 zwei Größen: Eine 10 Inch-Version (25 Zentimeter Durchmesser) und eine 12 Inch-Version (30 Zentimeter Durchmesser).

Angestoßen hat die Entwicklung der Langspielplatte der Elektroingenieur Peter Goldmark - der Legende nach, weil er sich darüber ärgerte, kein Konzert am Stück hören zu können, weil die damals üblichen Singles mit 78 Umdrehungen pro Minute nur wenige Minuten Spieldauer hatten. Daher musste dauernd die Schallplatte gewechselt werden. Goldmark kombiniert eine wesentlich geringere Abspielgeschwindigkeit mit dem Material Vinyl, das im Vergleich zum Schellack deutlich schmalere Rillen erlaubt – es passt also mehr Ton auf eine Platte!

Die erste 12-Inch-Langspielplatte ist 1948 Mendelssohns Konzert in E-Moll mit den von Bruno Walter geleiteten New Yorker Philharmonikern und Nathan Milstein an der Violine. Es gibt zwei Nachpressungen dieser legendären Schallplatte: Eine von Classic Records 1998 und eine von HMV 2018.

Den endgültigen Durchbruch bringt 1958 die Erfindung der Stereoschallplatte durch die Firma Mercury. Die LP macht ein Klangerlebnis möglich, das es bis dahin nicht gegeben hat.


Rundfunkgeschichte vom 19. Juni

Am 19. Juni 1934 wird die FCC gegründet, die Federal Communications Commission. Das hört sich harmlos an, die Behörde regelt allerdings in den USA die Kommunikationswege Rundfunk, Satellit und Kabel. Das verspricht Macht!

Die FCC ist für diverse Funkdienste (Amateurfunk usw.) zuständig sowie Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte wie Radios, Fernseher und Computer. Sie prüft die Geräte auf Verträglichkeit mit den eigenen und anderen Normen. Die fünf Mitglieder der FCC („Commissioners“) werden für fünf Jahre vom US-Präsidenten ernannt und müssen vom Senat bestätigt werden. Nur jeweils höchstens drei dürfen derselben politischen Partei angehören.

Umstritten ist die FCC unter anderem, weil ihr Zensur vorgeworfen wird. Sie ist nämlich auch verantwortlich dafür, Strafen zu verhängen für das Senden als obszön eingestufter Worte. Die Strafen können bis zu 325 000 US-Dollar betragen. Beim Strafmaß wird kein Unterschied in Bezug auf die Größe und damit Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Senders gemacht, was fatale Auswirkungen auf kleinere Radiostationen wie College-Radios haben kann.

Der Komiker George Carlin macht sich 1972 über die Seven Dirty Words („sieben schmutzigen Wörter“) lustig und führt sie in seinem Monolog Seven Words You Can Never Say on Television auf. Diese Wörter sind shit, piss, fuck, cunt, cocksucker, motherfucker und tits. Erst 2010 urteilte ein Berufungsgericht in New York, dass die von der FCC eingeführten Regeln gegen die Freiheit der Meinungsäußerung verstoßen.


Rundfunkgeschichte vom 18. Juni

Johnny Mann stirbt am 18. Juni 2014 im Alter von 85 Jahren. Der Arranger, Komponist, Dirigent und Entertainer ist mit seiner Gruppe The Johnny Mann Singers bei zahlreichen mittlerweilen legendären Rock'n'Roll- und Rockabilly-Aufnahmen dabei, beispielsweise für Johnny Burnette, The Crickets und Eddie Cochran. Drei Dutzend Alben hat er mit seiner eigenen Gruppe aufgenommen und die Musik für zahlreiche Latenight-Shows geliefert. Insgesamt ist Johnny Mann für fünf Grammys nominiert, zwei davon gewinnt er auch.

Und warum erwähnen wir ihn hier so breit? Er hat auch eine ganze Reihe von Jingles für Radiosender eingespielt. Beispiele gefällig? Hier sind sie: https://www.youtube.com/watch?v=sDZ9qxzcagY

Das berühmteste Jingles ist das „Sound of the City“-Jingle für KSFO in San Francisco. Der Sound ist so eingängig, dass Mann eine ganze Serie von Erkennungsmelodien für eine Reihe von Sendern produziert. Das Markenzeichen: Ein satter Gesangssound, da immer mehrere (normalerweise sechs) Sänger gleichzeitig aufgenommen werden.