Rundfunkgeschichte vom 29. November
Einer der bekanntesten deutschen Radioreporter wird am 29. November 1917 in Alsdorf bei Aachen geboren: Herbert Zimmermann. Er macht 1937 sein Abi und beginnt ein Volontariat bei einer Zeitung, wird dann aber zum Wehrdienst eingezogen.
Nach Kriegsende arbeitet Zimmermann beim NWDR in Hamburg. Seine Reportagen von den Olympischen Spielen 1948 werden schon viel beachtet.
1950 berichtet er vom ersten Länderspiel der Fußballnationalmannschaft nach dem Krieg, wird Sportfunkchef des NWDR.
Berühmt wird er mit seiner Reportage vom WM-Finale 1954. Fernsehen gibt es noch nicht für die breite Masse, Nachrichten mit aktuellen Bildern werden vor allem in den Wochenschauen der Kinos gezeigt – das einzige umfassende Informationsmedium ist das Radio. Vom Filmmaterial des WM-Endspiels zwischen der BRD und Ungarn sind nur noch knapp 20 Minuten vorhanden, die Tonspur ist verschollen. Die Erinnerung an das „Wunder von Bern“ bietet nur noch Herbert Zimmermanns Radiokommentar:
Seine legendären Worte zu Helmut Rahns Siegtor: „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder…“ Und weiter: „Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“ Und später, nach dem Schlusspfiff, schreit er mit sich überschlagender Stimme ins Mikrofon schrie: „Aus, aus, aus – aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister …“
Deutschland wird zum ersten Mal Fußballweltmeister, das Land steht Kopf.
Zimmermann muss sich aber auch rechtfertigen – er hat Toni Turek, den Torhüter der deutschen Mannschaft, mit den Worten gelobt: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Wegen dieses Begriffs „Fußballgott“ muss sich Zimmermann öffentlich entschuldigen.
Es wird sogar zeitweise diskutiert, ob er weiter als Sportreporter arbeiten darf – und er darf es: Seine letzte Radioübertragung ist das WM-Endspiel 1966, das Deutschland mit 2:4 gegen England verliert. Im Dezember 1966 stirbt er an den Folgen eines Verkehrsunfalls.