Rundfunkgeschichte vom 18. April
Mit Propaganda nimmt man Einfluss darauf, wie Menschen sich verhalten – und das wissen im Zweiten Weltkrieg alle Seiten. Es gibt etliche Sender, die mit Tricks und Täuschungen arbeiten: Einer der Sender ist der Nachtsender 1212, ein bei den deutschen Truppen beliebtes Programm. Er ist nachts zwischen zwei und sechs Uhr auf den Langwellenfrequenzen von Radio Luxemburg zu empfangen. Es ist ein Tarnsender der US-amerikanischen Armee, der sich als deutscher Sender ausgibt.
Am 18. April 1945 stellt er den Sendebetrieb ein, doch es übernimmt eine “Widerstandsgruppe Neues Deutschland”. Es wird so getan, als ob Deutsche innerhalb Deutschlands eine Widerstandsgruppe gegründet haben, um den Krieg zu beenden. Eine fiktive Geschichte dreht sich um eine deutsche Stadt, die sich gegen das Naziregime auflehnt. Botschaften des Bürgermeisters werden verlesen. Unter dem Stichwort „Frieden jetzt!“ wird zu Widerstand und Sabotage gegen das Nazi-Regime aufgerufen.
Der Sender arbeitet ähnlich wie der von den Briten betriebene Soldatensender Calais, der mit Unterhaltung wirbt, aber versucht, die deutsche Militärmoral zu untergraben und Fehlinformationen zu verbreiten.
Aber auch diese Tarngeschichte innerhalb der Tarngeschichte endet abrupt, eine Woche später, am 25. April 1945: Urplötzlich wird das Programm unterbrochen, Stimmengewirr ist zu hören, Türenschlagen, schwere Schritte. Authentisch wirkt das auf jeden Fall. Wieviel Sender 1212 bewirkt hat, das ist umstritten.